Schon wieder eine 25th Anniversary Edition. Man könnte jetzt routiniert abwinken, kurz an die eigene Plattensammlung denken und sich fragen, wann eigentlich alles gleichzeitig alt und wieder neu geworden ist. Doch bei „Love Kills!“ von ‘In Strict Confidence’ fühlt sich dieses Jubiläum erstaunlich berechtigt an. Am 09. Januar 2026 erscheint die „Love Kills! / 25th Anniversary Edition – und diesmal gibt es gleich mehrere gute Gründe, sich wieder intensiver mit diesem Album zu beschäftigen.

Ein kurzer Schritt zurück ins Jahr 2000: Am 02. Februar wurde „Love Kills!“ beim Label Bloodline veröffentlicht, in einer Phase, in der Electro & EBM noch nicht als Retro-Genre durchgereicht wurde, sondern mitten im Hier und Jetzt stattfand. ‘In Strict Confidence’ machten damals genau das, was sie am besten konnten: keinen großen Umbruch, keine modischen Experimente, sondern einen Sound, der konsequent, kühl und druckvoll war. Diese Klarheit zieht sich durch das komplette Album und erklärt auch, warum es sich nie abgenutzt hat.

Unsere Rezension damals auf medienkonverter.de brachte es bereits damals treffend auf den Punkt: „Love Kills!“ ist kein revolutionäres Werk, liefert aber verlässlich guten Sound. Genau diese Bodenständigkeit macht das Album so langlebig. Stücke wie „Zauberschloß“ zeigen, wie selbstverständlich sich Tanzbarkeit und Dunkelheit verbinden lassen, ohne ins Banale oder Überzeichnete zu kippen. Das Album funktioniert, weil es nichts beweisen will – es steht einfach da und zieht seinen Stiefel durch. Zum Jubiläum wird „Love Kills!“ nun endlich auch physisch neu gedacht. Zeit, dass dieses Werk den Schritt auf Vinyl macht. Für die Anniversary Edition wurde eine 2-LP zusammengestellt, das Tracklisting mit zusätzlichen Titeln erweitert und das Ganze auf silbergrauem Vinyl im Gatefold-Cover gepresst. Eine Kombination, die erstaunlich gut zur kühlen, metallischen Ästhetik der Musik passt. Parallel dazu erscheint eine neue CD-Version, was besonders erfreulich ist, da die Original-CD seit vielen Jahren nicht mehr regulär erhältlich war.

Warum funktioniert „Love Kills!“ also auch 2026 noch? Ich bin der Meinung, weil es sich seiner Zeit nicht anbiedert – weder damals noch heute. Man hört dem Album seine Entstehungsphase an, aber genau das macht seinen Reiz aus. In einer Gegenwart, in der vieles glattpoliert, überproduziert und austauschbar wirkt, erscheint diese direkte, unaufgeregte Konsequenz fast schon erfrischend. „Love Kills!“ baut Druck auf, ohne sich aufzublasen, bleibt tanzbar, ohne gefällig zu werden, und bewahrt sich eine Ehrlichkeit, die man nicht planen kann. Diese 25th Anniversary Edition ist deshalb weniger ein nostalgischer Blick zurück als vielmehr eine Erinnerung daran, dass gute Musik nicht zwangsläufig altert. Manche Alben verschwinden mit der Zeit – andere wie dieses warten einfach geduldig darauf, wieder aufgelegt zu werden.