Sono - Lost Lovers Motel

Sono - Lost Lovers Motel

Mit 'Lost Lovers Motel', erschienen am 14. Februar 2025, melden sich 'Sono' zurück – und zwar nicht leise durch den Hintereingang, sondern stilecht mit pink-violettem Vinyl, einem Gatefold-Cover, das jedem Interior-Blog zur Ehre gereichen würde, und erstmals sogar Songtexten auf der Innenhülle. Dass das Hamburger Trio mit dem Gespür für catchy Electropop-Melodien und melancholisches Flair nach über zwei Jahrzehnten immer noch mitmischt, ist ohnehin bemerkenswert. Doch was die einen euphorisch feiern, treibt anderen eher das Stirnrunzeln auf die Tanzfläche der Gefühle.

Das Album bekommt im Nachhinein eine besonders emotionale Tiefe, da Florian Sikorski – eines der drei Gründungsmitglieder von Sono – nur wenige Wochen nach Veröffentlichung am 11. März 2025 völlig unerwartet verstorben ist. So wird 'Lost Lovers Motel' rückblickend unweigerlich zu seinem musikalischen Vermächtnis, was manchen Moment auf der Platte in einem noch persönlicheren Licht erscheinen lässt. Musikalisch lädt 'Lost Lovers Motel' zu einer bittersüßen Reise durch klangliche Erinnerungen ein – als hätte jemand die 80er aus dem Dornröschenschlaf geweckt, mit warmen Synth-Flächen geküsst und ihnen ein Saxophon in die Hand gedrückt. In einem der Songs gesellt es sich charmant zu den Synths und ruft Erinnerungen an 'The Working Hour' von Tears For Fears wach. Wer da keine Gänsehaut bekommt, hat wahrscheinlich nie eine Schulterpolsterjacke getragen. Die Produktion ist wie immer bei Sono: glasklar, geschmackvoll, technisch top. Alles sitzt, alles klingt, nichts stört.

Aber – und das ist kein kleines Aber – das Album ist auch der musikalische Gegenentwurf zu einem Überraschungsei. Hier weiß man ziemlich genau, was man bekommt: elegante, gefällige Synthpop-Stücke, die so butterweich daherkommen, dass sie in jeder Lounge-Bar den Raumklang veredeln könnten. Für Fans der ersten Stunde, die Sono einst wegen Tracks wie '2000 Guns', 'Supersonic' oder 'Amplify' ins Herz geschlossen haben, fehlt hier möglicherweise das Salz in der Suppe – das Unerwartete, der Mut zur Kante, der Aha-Moment. Manchmal wirkt das Album wie ein schöner Abend mit alten Freunden, die sich nur noch über das Wetter unterhalten.

Trotzdem wäre es unfair, 'Lost Lovers Motel' als bloßes Klangtapetenwerk abzustempeln. In seiner gedämpften Eleganz liegt eine Art reife Schönheit, eine Entspanntheit, die man auch erstmal hinbekommen muss. Vielleicht ist das Album nicht dazu da, die Welt neu zu erfinden, sondern uns daran zu erinnern, wie schön es sein kann, in Synthpop-Wellen zu treiben und dabei sanft in Gedanken zu versinken. Ein Album wie ein Abendspaziergang durch eine leere Stadt – stilvoll, verträumt, mit melancholischem Glanz.

Fazit: 'Lost Lovers Motel' ist wie ein Boutique-Hotel mit hervorragendem Zimmerservice, aber ohne Minibar-Überraschungen. Wer sich nach stilvollem, emotionalem Electropop sehnt und es lieber gleitend als kantig mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Wer hingegen auf musikalische Achterbahnfahrten gehofft hat, sollte lieber noch eine Runde mit der Erinnerung an 'Keep Control' drehen. Trotzdem: Der Aufenthalt lohnt sich – auch wenn nicht jeder länger als eine Nacht bleiben möchte. Und vielleicht hört man beim nächsten Durchlauf genauer hin – im Andenken an Florian Sikorski, dessen musikalisches Erbe hier leise, aber eindringlich weiterlebt.

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