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Einleitende Worte

Auch in diesem Jahr lud das Label Prophecy Productions nach Balve, um in der Balver Höhle eigenen und Label-fremden Bands einen Raum zu schaffen, in dieser unnachahmlichen Atmosphäre ihre Kunst zu zelebrieren. Und nach einem ausgesprochen schönen und anstrengenden Wochenende kehrte ich gestern zurück in die Außenwelt und will berichten von wunderbarem Krach, lieben Menschen, tollen Erfahrungen und organisatorischen Fehltritten. Das Resumé steht aber bereits Fest: Auch im nächsten Jahr bin ich mit von der Partie.

Über all den kleinen und größeren Kritikpunkten, die ich deutlich anzumerken habe, soll die Überschrift stehen: Mir liegt dieses eine Festival ungemein am Herzen und wenn hier etwas nicht so gut klappt, dann fällt das für mich eventuell mehr ins Gewicht, als für Gäste, die in diesem Jahr das erste Mal dabei waren. Dieser erste Abschnitt befasst sich also insbesondere mit dem Außenherum, Orga, Aufbau und Ablauf, gefolgt vom Donnerstag als Einstieg auf der Zeltwiese und dann die rein musikalische Qualität der beiden Haupttage.

Und wir fangen klein an: Das Prophecy Fest wird groß, zumindest, wenn man die korsettartige Enge der Höhle bedenkt und mit 1400 Gästen gab es sicherlich viele neue Herausforderungen für das Label. Dass es dennoch gelungen ist, diese unnachahmlich familienartige Atmosphäre der Entspannung zu schaffen, davor muss man seinen Hut ziehen. Das Publikum aus dem In- und Ausland ist in weiten Teilen aber auch über 30 und wirkte eher interessiert an Musik und Atmosphäre als an Saufgelagen und Eskalation. Wie auch in den letzten Jahren traf man im Publikum Label-Beteiligte und Musiker unaufgeregt als Teil der Gäste an, wobei es mir so vorkam, dass dies etwas zurückgefahren war im Vergleich zu den letzten Jahren, an denen man ja quasi dauerhaft auf Musiker traf. Auf dem Zeltplatz, den Wegen und Wäldern um das Festgelände herum und auf dem Höhlenvorplatz kam es immer wieder zu wirklich netten Gesprächen mit anderen Gästen – für mich sind diese Tage auch und gerade deswegen reinste Erholung.

Doch so ein Andrang will organisiert werden und ich beginne hier mit den Punkten, die vielleicht dem Mehrandrang geschuldet waren oder neuen Ideen zur Durchführung, insgesamt aber sehr befremdlich wirkten. So konnte man zum Beispiel am Tagesparkplatz selbst kein Parkticket kaufen, sondern musste an einer anderen Stelle shoppen, was durch die Enge der Örtlichkeiten (Balve in einem Tal gelegen und Enge natürlich) zu einem Autoballet führte. Die Parkgebühren, im letzten Jahr eingeführt und gut gelöst mit einem Kassenzettel, den man sich eben in die Scheibe klemmte, wurden in diesem Jahr durch unterschiedliche Parkkarten ersetzt. So weit, so egal, aber wer mit einem Tagesticket den Parkplatz verließ, sollte nach Rückkehr erneut ein Tagesticket kaufen. Auch wurden Leute, die Tickets vorgekauft hatten, wieder weggeschickt, weil der Parkplatz voll war. Alles lösbar, alles Kleinigkeiten, aber ein fahler Ersteindruck. Auch war die Ausgabe der Festival-Tickets verlagert auf einen Parkplatz einer nahegelegenen Autowerkstatt – vielleicht wollte man das Gedränge am Höhleneingang entzerren, aber Ambiente geht anders. Verwunderlich war auch die Entscheidung, die Bänke in der Höhlenmitte so weit in den Abschnitt mit der Nebenbühne zu legen. Dadurch wurde der Schlauch und der Platz für Musikzuschauende noch weiter verengt, tunnelartig und führte dazu, dass man kaum vor der Bühne wegkam, bis der Auftritt vorbei war. Insgesamt war das Wegesystem schwieriger gestaltet als in den Vorjahren, sicherlich aufgrund der zwei Bühnen und der Masse an Menschen: Wenn es vor der Hauptbühne Eng wurde, dann ist es mir in diesem Jahr so schwer wie nie gefallen, an diesem Stauraum die Höhle zu betreten oder zu verlassen. Das mag auch an der Tatsache liegen, dass die Hauptbühne weiter in den Ausgang gerückt war und dadurch eine Wanne zwischen den Treppen und der Bühne entstand, der viel zu klein war für größere Akts. Apropos Treppe: Die 4 oder 5 Stufen waren für Freunde des Stolperns ein Quell der Freude, denn unbeleuchtet und nicht gekennzeichnet, sowie zum Zuschauen genutzt war dies wirklich nicht frei von Gefahr und es ist verwunderlich, dass ich in den zwei Tage nur viele Stolperer, aber keine Fallenden erlebte. Und schließlich war die Organisation des Merchandise am ersten Tag freundlich gesagt mangelhaft. Vier Stunden Wartezeit, weil nicht ausreichend Kassen eingerichtet waren und der Kartenleser nicht so wollte, wie geplant – das war ein echtes Erlebnis und ich habe hier einige sehr nette Menschen kennengelernt (während ich drei Bands nur von weitem miterleben konnte) und ziehe meinen Hut vor dem Einlasser, der die 6 Millionen gut gemeinter Ratschläge stoisch, aber freundlich empfing.

Doch kommen wir erst einmal zu erfreulichen Dingen, bevor meine Hauptkritikpunkte noch einmal etwas dämpfend wirken:


Donnerstag, 07.09.2023

Das Team von Prophecy empfing, wie auch schon im Vorjahr, die Anreisenden mit örtlichem Freibier und Akustik-Musik auf der Zeltwiese nahe der Höhle. Feuerschalen wurden als Licht- und Wärmespender und Würstchenröster genutzt und bei schönstem Wetter fand man schnell in eine tiefe Entspannung. Über die ersten Attraktionen, einer Lesung von Ernie Fleetenkieker, der nun auch in gedruckter Form wunderbar schnackt, sowie Illudium und Thurnin kann ich keine Aussage tätigen – auf der Hinfahrt wurden wir durch einen feurigen Unfall zeitlich arg nach hinten geworfen. Immerhin und erfreulicherweise kann ich zu den beiden nachfolgenden Bands mehr schreiben 


1476 (acoustic)

Ich mag die Herren und ihre Alben und auch in dieser Form kam ihr ehrlicher Rock wirklich gut zum Tragen. Der Sound erschien mir deutlich besser abgemischt als noch im letzten Jahr, ich konnte von allen Punkten super hören und die Musiker brachten viel Energie und Emotionen, auch ganz ohne Strom. Sie freuten sich aber auch darauf, in der Höhle in gewohnter Form noch mehr zu zeigen und verabschiedeten sich nach einer knappen dreiviertel Stunde. Daumen hoch.

Vrîmuot

Da isser wieder. Zu meiner Haltung gegenüber dem Projekt und seiner unpolitisch aber eben doch nicht unpolitischen Verortung habe ich in der Vergangenheit geschrieben. Musikalisch deutete sich aber schon in der Probe an, dass sich das Projekt in einem Prozess befindet und eine Bewegung in Richtung loungiger, vielleicht fast schon poppiger Rhythmik wahrzunehmen ist. Natürlich haben wir noch gewohnt pathosgeladene Trommeln und bedeutungsschwangeren Gesang, wehklagend und in meinen Ohren etwas zu überladen, es folgten aber auch instrumental entspanntere Stücke mit nettem Drumming und die Ergänzung eines Bassisten nimmt auch etwas Schwere aus dem Sound. Vrîmuot werden es mit ihren Texten und dem dick aufgetragenen Gesang schwer haben, mich persönlich zu berühren, aber der Mann kann singen und Fans des Projektes wurden augenscheinlich zufriedengestellt.

Wir genossen schließlich weiter hinten die Entspannung und Vorfreude auf der Wiese, man saß an der Schale, schnackte, lachte und genoss den weiten Sternenhimmel und teilte die Vorfreude auf die kommenden Tage.