Interview mit Mondsucht (Astrid M., Robert N., Olaf K.) vom 26.01.2002

Interview mit Mondsucht Astrid M.,...

Manchmal ist das Backup wie eine Wundertüte: Man gräbt tief, und plötzlich stößt man auf ein kleines Zeitdokument, das einen direkt in die Vergangenheit katapultiert. Diesmal hat es uns ins Jahr 2002 verschlagen, als die Darkwave-Band Mondsucht (Astrid M., Robert N. und Olaf K.) noch in den musikalischen Kinderschuhen steckte – gerade mal vier Jahre alt, aber schon mit großem Drang, die Szene zu erobern. Unser Kollege Veit, damals unser Chef-Fragesteller mit unerschöpflichem Vorrat an Notizbüchern und cleveren Fragen, hatte sich damals der Band angenommen und dabei ein Interview geführt, das wir jetzt, über zwei Jahrzehnte später wieder aus den Tiefen der digitalen Gruft geborgen haben.

2002 war übrigens ein auch ein verdammt spannendes Jahr für Freunde von Synthpop, Electro und dunklen Klängen: Covenant ließ uns mit Northern Light träumen und tanzen und VNV Nation verbreitete mit Futureperfect melancholisch-utopische Vibes. Während die großen Namen der Szene also bereits ihre Kreise zogen, war Mondsucht noch ein aufstrebender Stern am Darkwave-Himmel, der die Herzen jener eroberte, die lieber in Schwarz statt in Neon tanzten. Ihre melancholischen Melodien und tiefgründigen Texte waren perfekt für lange Nächte mit Kerzenlicht, einem Glas Rotwein und einem leichten Hauch von Weltschmerz.

In unserem Interview erzählt die Band, was sie damals angetrieben hat und wer ihre musikalischen Vorbilder waren. Es handelt sich also sozusagen um ein echtes Stück Darkwave-Szene-Geschichte, das wir euch nicht vorenthalten wollen. Also, taucht mit uns ab in die nostalgische Welt von 2002, als Synths dröhnten, die Beats pumpenden, und Mondsucht gerade erst ihre Flügel ausbreiteten. Nostalgie garantiert – und wer genau liest, findet vielleicht auch ein paar vergrabene musikalische Geheimnisse.


Das Interview vom 26.01.2002:


Veit: Hallo Mondsucht. Danke, dass ihr Euch Zeit genommen habt für ein Gespräch. Die Band Mondsucht gibt es nun fast genau seit 4 Jahren. Vielleicht könnt Ihr kurz erzählen, wer Ihr seid, wie Ihr zusammengefunden habt und warum es einen Wechsel im Line-Up gab?

Mondsucht: Wie zu Anfang besteht unsere Band aus drei Personen: Olaf, Astrid, früher Matthias, jetzt Robert. Die Band entstand aufgrund eines einmaligen Samplerbeitrags ("Der Totentanz") für eine Compilation der Diskothek Flash, in welcher Olaf seine Tätigkeit als DJ ausübt. Olaf und ich (Astrid) kennen uns bereits seit 10 Jahren und hatten bereits überlegt eine Band zu gründen. Als dann Olaf Matthias zufällig kennen lernte, war der Zeitpunkt wohl der richtige, da die Überlegungen zur Herausgabe des Samplers damals auf dem Plan stand. "Der Totentanz" bekam so gute Resonanz, dass wir uns entschlossen, weiterzumachen. Nach dem darauffolgenden Album ("Willkommen im Jenseits") verließ uns Matthias. Da wir nicht zu zweit weitermachen wollten boten wir im Januar 2001 unserem langjährigen Freund Robert an einzusteigen. Robert sagte zu und nun haben wir die Maxi "Nachtfalter" und das Album "Für die Nacht gemacht" fertiggestellt.

Veit: Wie würdet Ihr Euren Musikstil beschreiben? Eure Songs klingen ja recht einzigartig, aber auch sehr eingängig. Habt Ihr ein besonderes Konzept vor Augen, wenn Ihr einen Song komponiert?

Mondsucht: Einzigartig - vielen Dank für das Lob. Wir würden unsere Musik als Darkwave bezeichnen. Wenn wir einen Song komponieren folgen wir keinem bestimmten Konzept.

Veit: Lasst Ihr Euch von anderen Stilen bzw. Bands musikalisch beeinflussen? Da z.B. Olaf als DJ arbeitet, ist die "Gefahr" doch bestimmt dementsprechend groß?

Mondsucht: Nein, wir lassen uns zumindest nicht bewusst durch andere Bands beeinflussen. Ich (Olaf) höre viele Stile und deshalb versuche ich es bewusst zu vermeiden, dass Mondsucht wie andere Bands klingt. Wir wären eine Kopie von einer Kopie etc., doch wir wollen ein Original sein!

Veit: Wie funktioniert denn Eure Zusammenarbeit, wer macht was bei Mondsucht?

Mondsucht: Unsere Zusammenarbeit läuft sehr gut, da wir uns auch Privat sehr gut verstehen und auch so sehr viel zusammen unternehmen. Für die Bandarbeit treffen wir uns regelmäßig mindestens einmal die Woche. Robert ist hauptsächlich für das Programming zuständig, Olaf für den Gesang und Astrid nimmt eine Art Managementfunktion ein. Die Texte werden von uns allen erarbeitet und jeder beeinflusst die Arbeit des anderen, bis alle zufrieden sind.

Veit: Mit "Nachtfalter" habt Ihr es schon bis auf Platz 17 der DAC geschafft. Ist das ein Erfolg, den Ihr erwartet oder eher einer, den Ihr erhofft habt?

Mondsucht: "Der Totentanz" erreichte Platz 23, "Nachtfalter" in der zweiten Woche schon Platz 17, darüber haben wir uns sehr gefreut. Irgendwie hatten wir schon erwartet, dass die neue Maxi noch erfolgreicher wird, da sich unserer Meinung nach die Zusammenarbeit in der Musik wiederspiegelt, so dass wir selber auch zufriedener mit dem Endprodukt waren. Aber im Endeffekt entscheidet immer das Publikum.

Veit: "Nachtfalter" zeichnet sich nicht unbedingt durch ausschweifende Lyrics aus. Kann man daraus schließen, dass Euch die Musik bzw. die Tanzbarkeit wichtiger ist oder besagt dieser "Minimalismus" etwa eine Konzentration auf das Wesentliche?

Mondsucht: Wir haben uns tatsächlich mehr oder minder bewusst für einen textlichen Minimalismus entschieden, da, wie Du es so schön ausdrückst, wir uns eher auf das Wesentliche konzentriert haben. Weniger ist manchmal mehr.

Veit: Gespannt wird ja schon Euer neues, bald kommendes Album "Für die Nacht gemacht" erwartet. Könnt Ihr uns schon etwas darüber verraten? Bis jetzt habt Ihr ja nur verlauten lassen, dass elf Songs auf dem Album sein werden und wie die einzelnen Stücke betitelt sind.

Mondsucht: Das neue Album wird wohl Mai/Juni herauskommen. Wir können nur sagen, dass es uns sehr gut gefällt und wir sehr zufrieden sind mit unserem Werk. Da wir selbst nicht beurteilen können, ob sich viel verändert hat oder welchen Gesamteindruck die Hörer von dem Album haben werden, können wir hierzu leider keine genaueren Auskünfte geben.

Veit: Schließt denn "Für die Nacht gemacht" an "Willkommen im Jenseits" an oder erwartet Eure Fans etwas ganz neues?

Mondsucht: Auf dem Album finden sich wieder 11 Dark-Wave Stücke und es ist weiterhin recht düster und tanzbar, wobei auch ein paar ruhige Stücke dabei sind.

VeitEs gab damals heftige Reaktionen auf Eure Single "Totentanz". Wie seid Ihr damit umgegangen? Wie tief trifft Euch solch teilweise derbe Kritik oder bleibt Ihr davon unbeeindruckt?

Mondsucht: Wenn man etwas veröffentlicht muss man in Kauf nehmen, dass einige Personen es nicht mögen. Natürlich waren die Kritiken am Anfang teilweise etwas hart, aber teilweise mussten wir sogar selber darüber lachen. Wenn man die Dinge mit Humor nimmt, sind sie nicht mehr so schlimm. Man muss ja auch dafür grade stehen und es wäre ein Zeichen von Schwäche gewesen, sich zurückzuziehen. Besonders für die doch zahlreichen Käufer (wenn man bedenkt, dass das unsere erste VÖ war) wäre es eine Enttäuschung gewesen. Schließlich entscheiden sie darüber, ob es sich lohnt, weiterzumachen oder nicht.

Veit: Wir vom Medienkonverter-E-Zine sind natürlich Internet-Enthusiasten. Wie steht Ihr zu diesem Medium?

Mondsucht: Das Internet gehört zu den interessantesten und zukunftsweisendsten Medien unserer Zeit. Für Informationen und Kommunikation bietet es eine Fülle an Möglichkeiten, die woanders so nicht gegeben sind. Wir sind der Auffassung, dass es noch eine Menge an Überraschungen bieten wird, weshalb man unbedingt aktiv das Internet nutzen sollte um nichts zu verpassen.

VeitBands und vor allem Plattenfirmen befürchten bzw. beklagen massive Umsatzeinbrüche durch Tauschbörsen etc. Könntet Ihr Euch vorstellen, in Zukunft ein Album rein über das Internet zu veröffentlichen und zu verkaufen?

Mondsucht: Über die Verkaufszahlen der CD erfahren wir, ob überhaupt jemand unsere Musik hört und mag. Wenn wir nicht wissen, ob unsere Musik gehört wird, erübrigt sich auch eine Verbreitung in Form einer Veröffentlichung. Zudem gehören wir zu der Sorte Mensch, die es genießt, in einen CD-Laden zu gehen, die gewünschte CD zu suchen und zu finden und mit Ihr in den Händen nach hause zu gehen. Eine Original-CD hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Ein mp3 kann nicht den Aufdruck auf einer CD und das Booklet ersetzen. Wir finden es sehr traurig, wenn Personen sich unsere Musik einfach nur herunterladen und sich nicht für die Arbeit des Booklets oder des Gesamtswerkes interessieren. Irgendwie hat man sich ja bei der gesamten Arbeit an der Erscheinung und dem Inhalt der CD etwas gedacht... Deshalb ist die Vermarktung rein über das Internet zur zeit für uns nicht denkbar!

VeitVielen Dank für das Interview und viel Erfolg für Euer neues Album!

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