Es gibt Alben, die gelten als Meilensteine. Und es gibt Alben, die einfach gut funktionieren. Tanzomat von ‘And One’ gehört – das haben wir in unserer Rezension ja schon bereits vor einiger Zeit klar festgehalten – eher zur zweiten Kategorie. Kein Überwerk, kein Totalausfall, sondern einfach ein solides, tanzbares And-One-Album, das genau das tut, was es soll: funktionieren, grooven, Spaß machen. Und genau deshalb wirkt das, was gerade auf dem Sammlermarkt passiert, so herrlich absurd.
Denn aktuell ist Tanzomat kaum noch aufzutreiben! Auf Discogs: über hundert Suchende, derzeit ein einziges Angebot für die Jewel Case-Version – für 199 Euro. Zweihundert! Für ein Album, das wir damals als ordentlich, routiniert und charmant beschrieben haben, aber sicher nicht als musikalische Offenbarung, die die EBM neu definiert. Man fragt sich unweigerlich: Zahlen wir hier für Musik – oder für das Gefühl, etwas nicht mehr kaufen zu können? Der Mechanismus ist altbekannt. Keine Nachpressung, Jahre der Nichtverfügbarkeit, eine treue Fanbasis und plötzlich setzt bei Sammlern der kollektive Jagdinstinkt ein. Aus „hab ich im Regal“ wird „auf keinen Fall verkaufen“, aus „brauch ich nicht zwingend“ wird „jetzt erst recht“. Und irgendwo dazwischen entsteht ein Preis, der weniger mit Klangqualität zu tun hat als mit Marktpsychologie.
Ironisch daran ist: Tanzomat ist ganz sicher nie als rares Sammlerstück gedacht gewesen. Das Album war verfügbar, es wurde gehört, benutzt, geliebt – genau so, wie Pop- und Clubmusik gedacht ist. Heute dagegen scheint es eher in der Kategorie „ungeöffnete Wertanlage“ angekommen zu sein, idealerweise eingeschweißt, ungehört und mit leicht ehrfürchtigem Blick ins Regal gestellt. Nun, bleibt also die entscheidende Frage: Ist Tanzomat wirklich 199 Euro wert? Oder ist es einfach nur das perfekte Beispiel dafür, wie schnell aus einem guten Album ein überteuertes Objekt der Begierde wird, sobald es verschwindet? Unsere Rezension bleibt jedenfalls gültig – ganz egal, was der Sammlermarkt gerade daraus macht!
Medienkonverter.de
EBM oder Edelmetall? Warum And Ones Tanzomat plötzlich Luxus ist
Lord Of The Lost - Opvs Noir Vol. 2
Ich gebe es offen zu: Auch dieser Review lag bei mir länger auf dem berühmten inneren Stapel „mache ich später“. Nicht aus Desinteresse, sondern weil sich mein Verhältnis zu Lord Of The Lost in den letzten Jahren spürbar verändert hat. Seit dem großen Auftritt beim Eurovision Song Contest ist bei mir ein Teil der ursprünglichen Faszination leiser geworden. Nicht, weil Erfolg oder Sichtbarkeit per se abschrecken würden, sondern weil dieser Moment wie ein Brennglas wirkte: Er hat gezeigt, wie sehr die Band inzwischen als perfekt durchgeplantes, international funktionierendes Gesamtkonzept agiert...