Nachdem wir uns erst heute noch gefragt haben, ob man mit EBM inzwischen eher handeln oder sie im Tresor lagern sollte – Stichwort And One und „Tanzomat“ – folgt nun die erfreuliche Gegenbewegung: Lava von ‘Das Ich’ ist wieder ganz normal erhältlich. Keine Auktion, kein Sammlerzirkus, kein Herzklopfen beim Klick auf „Kaufen“. Einfach Musik. Und genau das fühlt sich aktuell fast schon revolutionär an.
Musikalisch bleibt das Album auch das, was es immer war: eines der kompromissloseren Alben im Bandkatalog. Stücke wie „Schwarzer Stern“, „Uterus“ oder „Fieber“ stehen bis heute wie dunkle Monolithen im Raum – körperlich, fordernd, mit dieser speziellen Mischung aus Pathos, Wucht und Theater, die ‘Das Ich’ nie glattgebügelt haben. Das neue Remaster bringt hörbar mehr Druck und Transparenz, ohne den Schmutz aus den Ecken zu wischen. Lava klingt dadurch nicht moderner, sondern einfach präsenter – und erstaunlich zeitlos störrisch.
Ein kleiner persönlicher Dämpfer bleibt allerdings die Verpackung: Leider erscheint das Release ausschließlich als Digipak. Und hier oute ich mich klar als Skeptiker dieses Formats. Ja, Digipaks sehen im Regal erstmal schick aus, aber sie altern wie Milch. Kanten fransen aus, Druckstellen sammeln sich schneller als Discogs-Watchlists, und das Artwork ist ohne schützendes Jewel Case dem Alltag gnadenlos ausgeliefert. Gerade bei einem Album, das man nicht nur streamt, sondern besitzen möchte, finde ich das schade. Ich bin schlicht kein Freund dieses Formats – Musik fürs Leben hätte in meinen Augen auch eine langlebigere Hülle verdient. Unterm Strich bleibt damit ein erfreuliches Comeback mit kleinem haptischem Wermutstropfen. Wer ‘Das Ich’ ernst nimmt, greift zu. Und wer Digipaks hasst, legt Lava am besten besonders vorsichtig ins Regal – weit weg von scharfen Kanten, Sonne und allzu viel Realität.
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12 Euro Höllenglut: 'Lava' von ‘Das Ich’ ist wieder offiziell erhältlich
EBM oder Edelmetall? Warum And Ones Tanzomat plötzlich Luxus ist
Es gibt Alben, die gelten als Meilensteine. Und es gibt Alben, die einfach gut funktionieren. Tanzomat von ‘And One’ gehört – das haben wir in unserer Rezension ja schon bereits vor einiger Zeit klar festgehalten – eher zur zweiten Kategorie. Kein Überwerk, kein Totalausfall, sondern einfach ein solides, tanzbares And-One-Album, das genau das tut, was es soll: funktionieren, grooven, Spaß machen. Und genau deshalb wirkt das, was gerade auf dem Sammlermarkt passiert, so herrlich absurd.Denn aktuell ist Tanzomat kaum noch aufzutreiben! Auf Discogs: über hundert Suchende, derzeit ein einziges Ang...