Seit ihrer Gründung im Jahr 1988 zählt die Berliner Electro-Pop-Formation De/Vision zu den verlässlichsten und qualitativ hochwertigsten Acts des Genres. Mit ihrem bereits dreizehnten Studioalbum, schlicht „13“ betitelt, bleiben Steffen Keth und Thomas Adam ihrem Stil treu. Sie kleiden ihren ausgeprägten Sinn für verführerische Melodien und eingängige Refrains erneut in charismatische Arrangements, die trotz zeitgemäßer Sounds nie ihre analogen Wurzeln vergessen lassen. Seit den frühen 1990er Jahren hat De/Vision der Electro-Pop-Szene so ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt.
In den vier Jahren seit ihrem letzten Studioalbum „Rockets + Swords“ hat sich bei dem eingespielten Duo einiges getan. Die Band tourte weltweit und veröffentlichte 2014 mit Unterstützung ihrer treuen Fangemeinde auf dem eigenen Label Popgefahr Records die Live-DVD „25 Years - Best Of Tour 2013“.
Als im Frühjahr des vergangenen Jahres die Arbeit am neuen Album begann, stand wieder einmal eine Veränderung an. Nach Jahren musikalischer Entdeckungsreisen und Experimentierfreudigkeit, die auch mit mehreren Labelwechseln einhergingen, entschieden sich Steffen und Thomas für eine Rückkehr zum schnörkellosen Synth-Pop – der Musik, mit der sie einst die Szene eroberten und die ihnen ihre treue Anhängerschaft einbrachte. Sie trennten sich nach zwölf Jahren vom Produzenten-Team Schumann & Bach und arbeiteten stattdessen mit Ken Porter zusammen. Dieser hatte in der Vergangenheit als Musiker, Komponist und Produzent bei Intuition bemerkenswerte Remixe für De/Vision erstellt (u.a. von „Aimee“, „Flavour Of The Week“ und „Flash Of Life“). Ergänzt wurde das Team durch Stan Cotey, der bereits mit Ken am Intuition-Album „Berlin Sky“ mitgewirkt hatte.
Das Ergebnis ist ein Album, das bereits mit dem Opener und der Single „Who Am I“ eine klare Richtung vorgibt. Steffens leicht verzerrter Gesang harmoniert mit schrägen Synthi-Sounds, die eher das musikalische Farbspektrum erweitern, als eine verstörende Wirkung zu erzeugen. Mit seinem tanzbaren Rhythmus und starken Refrain bietet „Who Am I“ bestes Club-Potenzial. In eine ähnliche Richtung geht „Essence“, während „Starchild“ mit einem akustisch anmutenden Intro und sanften Sphärensounds eine verträumte Stimmung schafft. Dagegen prescht „Where Is The Light“ mit prägnantem Rhythmus voran und verzaubert mit analogen Klangtupfern – ebenso wie das clubtaugliche „Synchronize“. Ruhigere Töne schlagen „Prisoner“ und „Read Your Mind“ an, die erneut zeigen, dass De/Vision sich bewusst außerhalb radiokompatibler Drei-Minuten-Songs bewegen und ihren Kompositionen Freiraum zur Entfaltung geben.
„Unsere Songs brauchen Luft zum Atmen und sollen sich entwickeln können. Da kommen schnell ein paar Minuten zusammen“, erklärt Steffen. Dies gilt besonders für die beiden Instrumentals „Transit“ und „In The Cold Light Of Day“ (als Bonustracks auf der CD bzw. der Maxi enthalten). „Für mich sind Instrumentals wichtig. Ich versuche, Gefühle und Inhalte allein über die Musik zu transportieren. In ‚Transit‘ habe ich etwa meine Gedanken und Gefühle zur Flüchtlingsthematik ausgedrückt. Es macht mich immer noch traurig und wütend, welches Leid Menschen ertragen müssen.“
Vor allem Thomas hat sich in den Texten des Albums mit aktuellen und polarisierenden Themen wie der Flüchtlingskrise, Rassismus und Terrorismus auseinandergesetzt. „Essence“ und „Where Is The Light?“ behandeln indirekt die Flüchtlingskrise und beleuchten deren gesellschaftliche Auswirkungen. „Einerseits gab es eine enorme Hilfsbereitschaft, andererseits zeigte sich eine erschreckend hässliche Seite – Asylunterkünfte brannten, Flüchtlinge wurden angegriffen, und unglaublicher Hass kochte hoch“, erklärt Thomas. Auch „The Firing Line“ und „Synchronize“ greifen kritische Themen auf. „Die technologische Entwicklung schreitet rasant voran, doch der menschliche Geist hinkt hinterher und versinkt in stumpfem Patriotismus. Das Fatale ist, dass immer ausgefeiltere Waffen und Überwachungstechnologien in die Hände von engstirnigen Intelligenz-Zwergen fallen, die geistig im Mittelalter stecken. Krieg ist wieder ein legitimes Mittel der Politik geworden.“
Nach den beiden Pre-Release-Shows in Leipzig am 22.04. und in Berlin am 23.04.2016 erscheint „13“ in mehreren Versionen, darunter eine reguläre Digisleeve-Version mit zehn Songs und ein 12-seitiges Booklet, eine Limited Box, verschiedene Bundles und limitiertes Vinyl. Mit „13“ beweisen De/Vision erneut, dass sie auch nach über 25 Jahren ihre Musik immer wieder auf aufregende Weise weiterentwickeln. Herausgekommen ist ein Album, das durch abwechslungsreiche und klar strukturierte Arrangements, nachdenkliche Texte und hypnotische Melodien überzeugt.
Medienkonverter.de
De/Vision: Mit ‚13‘ zurück zu den Wurzeln des Synth-Pop

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Alles in allem ein wirklich großes Album!