Man glaubt es kaum, aber es sind tatsächlich 20 Jahre vergangen, seit Ah Cama-Sotz am 30. September 2005 sein Live-Album 'Ghost In The Shadow' veröffentlichte – damals über das belgische Label Spectre, in einer auf 515 Exemplare limitierten Edition, verpackt in ein dunkles Cardboard-Gatefold, das schon beim Ansehen nach Okkultismus und kaltem Rauch roch. Aufgenommen wurde das Ganze am 1. November 2003 – kein Halloween, aber fast –, und zwar live im CC Luchtbal-Schouwburg in Antwerpen, während der Seats ’n Beats #11-Session. Wer dabei war, erinnert sich vielleicht an das flackernde Licht, den vibrierenden Bass und die leicht nervöse Vorfreude, ob Klapholz diesmal tatsächlich einen Dämon beschwört oder einfach nur seine Drum-Machine neu kalibriert.
Gemastert wurde das Werk im Sommer 2005 bei Illlektrik.Toolz, und im Herbst lag die Scheibe schließlich in den Händen jener, die schnell genug waren, sich eines der 515 Exemplare zu sichern. Damals, im Jahr 2005, als Ghost In The Shadow erschien, war die Welt noch in Ordnung. YouTube war gerade ein Jahr alt, MySpace das Zentrum des musikalischen Universums, und der düstere Electrofan trug noch Cyberlocken und Plateaustiefel statt Noise-Merch und Bartöl. Smartphones gab es nicht, und wenn man wissen wollte, wann das nächste Konzert in Antwerpen ist, musste man Foren lesen und war mit dem Internet vermutlich noch mit einem Modem verbunden!
Und in genau dieser Zeit erschien ein Album, das sich traute, langsamer, düsterer und intimer zu sein als alles, was auf den Tanzflächen der Szene lief. Keine peitschenden Beats, keine Basslawinen, kein stampfender 4/4-Rhythmus – stattdessen eine hypnotische, beklemmende Klangwelt, die aus den Schatten selbst zu kommen schien. Ghost In The Shadow war das Livealbum, das keines sein wollte: eine beschwörende Rückschau auf das Werk des belgischen Klanghexers Herman Klapholz, die mehr Ritual als Konzert war. Zwischen rituellem Industrial, dunklem Ambient und metaphysischem Sounddesign schälte sich ein Set heraus, das in sich geschlossen, konzentriert und geradezu unheimlich stimmig wirkte.
Und heute, im Jahr 2025, klingt das alles erstaunlich frisch. Während KI-Tools inzwischen ganze Alben „generieren“ und Spotify-Algorithmen unseren Musikgeschmack berechnen, wirkt Ghost In The Shadow wie ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der Dunkelheit noch Handarbeit war. Man hört die Spannung, das Atmen, die Samples, die nicht glattgebügelt wurden – kurz: man hört Mensch in der Maschine. Vielleicht ist das der Grund, warum das Album heute als Sammlerstück und Meilenstein gleichermaßen gilt. Es ist die Essenz dessen, was Ah Cama-Sotz ausmacht: kompromisslos, rituell, hypnotisch, körperlich.
Also: Happy 20th Anniversary, Ghost In The Shadow! Wer die CD noch im Regal stehen hat, darf sie heute feierlich entstauben, ein Glas Rotwein (oder Absinth, je nach Stimmung) einschenken, das Licht dimmen – und sich daran erinnern, dass „Dark Electronic“ einmal wirklich dunkel war. Und wer keines der 515 Exemplare hat? Nun ja … vielleicht beschwört euch die richtige Dämonenbeschwörung noch eins herbei.
20 Jahre Schattenreich – Ah Cama-Sotz und das Livealbum, das uns das Fürchten lehrte
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