Der aus der Ukraine stammende und aktuell in Prag lebende Yevhen Konovalov weiß auf jeden Fall, wie man Aufmerksamkeit erzeugt, denn sicherlich ist es dem Coverartwork des hier vorliegenden Debüts zu verdanken, dass das Projekt aus der Masse an undergroundigem Material herausstach und im Netz viel diskutiert wurde. Und genau wie das Herkunftland und das Artwork kann auch die Musik eine Verknüpfung zu Këkht Aräkh und dem wundervollen Album ‘Pale Swordsman’ darstellen. Ich las von liebloser Kopie und war mir nicht sicher, denn, ja, ich kann die Parallelen sehen, aber ‘Cruel world of dreams and fears’ hat mich zwar nicht mitgerissen, wie das vermeintliche Vorbild, aber bietet doch mehr als ausreichend eigene Ideen und gutes Material, um positiv benannt zu werden.
Fangen wir aber erstmal bei der Verpackung an: Ja, das Cover ist speziell. Aber zum einen ist das Release rein digitaler Natur und man muss kein Plattencover damit im Schrank stehen haben und schlimmer wären doch gruselige Inhalte, oder? Eines meiner liebsten Alben ist das Debüt von Tr/st, aber mal ehrlich: Ich kenne wenige Cover, die so schrecklich aussehen. Also schnell weiter, denn die 10 Stücke bieten eine abwechslungsreiche Reise durch den Lo-Fi Black Metal. Der Opener erinnert mich mit seinem poppigem Refrain ein wenig an Nachtmystium, “Griefmarch” ist ein schönes Stück Dark Throne, “Wolves feast on forgotten dreams” erinnert mich an gute Phasen bei Nargaroth und “Beneath the armor i rot” hat wunderbare Dungeon Synth Vibes. Die Highlights sind für mich aber “Soiltear” und “Vortex” und alleine für die beiden Stücke halte ich 7 Euro bei Bandcamp für eine gute Investition. War Këkht Aräkh ein stilles, melancholisches und sehr romantisches Kunstwerk mit dem Sound von älteren Dark Throne, ist Draugveil wesentlich experimentierfreudiger (oder mehr auf der Suche nach dem eigenen Sound) und abwechslungsreicher. Der Sound ist schön schlecht (im guten Sinne) und alle Bestandteile passen gut zusammen. Ich merke, dass Yevhen mit viel Mühe herangeht, Parts sind im Hintergrund eingeschrien, das Drumming ist abwechslungsreich und ich sehe mehr positive Anteile, als zunächst vermutet (was man auch an der Bewertung merken wird).
‘Cruel world of dreams and fears’ ist vielleicht etwas geradliniger und der dahinterstehende Musiker noch mehr auf der Suche, als sein Landsmann von Këkht Aräkh. Trotzdem ist sein Debüt mein Aufhorcher 2025 und eine wunderbare Überraschung, die ich nur weiterempfehlen kann.
Draugveil - Cruel world of dreams and fears
13.06.2025 / Eigenvertrieb
https://draugveil.bandcamp.com/album/cruel-world-of-dreams-and-fears
Knight without a name
Moonlit resurrection
Griefmarch
My sword points to the past
Wolves feast on forgotten dreams
Etched Oaths
Soiltear (with Selvnatt)
Beneath the armor i rot
Vortex
When silence became my kingdom