Seit über einem Jahrzehnt treibt das Ein-Mann-Projekt Ah Cama-Sotz nun schon sein düsteres, klangmagisches Unwesen – und dennoch hat es bis dato kein einziges Livealbum gegeben. Ein erstaunlicher Umstand, wenn man bedenkt, wie präsent Herman Klapholz auf den Bühnen der dunklen Elektronikszene ist. Kaum ein Festival mit Industrial-, Dark Ambient- oder Ritual-Schwerpunkt, auf dem nicht auch dieser belgische Soundalchemist seine Schattenspiele aus Noise, Rhythmus und Atmosphäre entfaltet hätte.
Umso spannender ist es, dass „Ghost In The Shadow“, erschienen beim traditionsbewussten belgischen Label Spectre, nun endlich eine Art Livedokument liefert – aufgenommen im November 2003 während der legendären Seats’n Beats-Session in Antwerpen. Doch wer hier ein klassisches Livealbum mit donnernden Beats, tanzbaren Sequenzen oder ekstatischer Clubenergie erwartet, liegt falsch. Vielmehr präsentiert sich „Ghost In The Shadow“ als eine kontemplative, beinahe rituelle Rückschau auf das Schaffen von Ah Cama-Sotz – ein Werk, das sich wie ein Best-Of der Schattenseiten lesen lässt.
Die Auswahl der Stücke ist sorgfältig getroffen und offenbart eine Facette des Projekts, die sich dem Dunklen, Langsamen und Geheimnisvollen verschrieben hat. Wo sonst bei Ah Cama-Sotz treibende Rhythmen, stampfende Percussions und pulsierende Industrialflächen dominieren, herrscht hier Stille, Spannung und subtile Bedrohung. Die Zusammenstellung greift auf viele mittlerweile vergriffene Veröffentlichungen verschiedener Labels zurück – ein Fest für Sammler und Liebhaber, die längst vergriffene Schätze hier in neuem Licht wiederentdecken dürfen.
Selbst vor seinen Nebenprojekten macht Klapholz keinen Halt: Mit „Virgins“ von Okk-Ulth und „Yog-Sothoth“ von Camanecroszcope (einer Zusammenarbeit mit Iszoloscope) schlägt er die Brücke zu jenen Klanguniversen, in denen sich Mystik, Esoterik und industrielle Kälte zu einem einzigartigen Amalgam verbinden. Auch zentrale Werke wie „La Peste“, „U-Boot“, „The House Of The Lordh“ oder das frühe „First Circle Of Hell“ erhalten hier eine neue Bühne, ebenso wie die rare zweite CD „Murder Themes“ der „Terra Infernalis“-Ära.
Was „Ghost In The Shadow“ besonders macht, ist die Kohärenz. Trotz der zeitlichen Spanne, die das Material umfasst, wirkt das Album in sich geschlossen, atmosphärisch dicht und dramaturgisch durchdacht. Nichts wirkt willkürlich, nichts wie ein lose aneinandergereihter Rückblick. Stattdessen entfaltet sich das Werk wie ein einziger, finster glimmender Strom, der den Hörer in jene Unterwelten führt, in denen Ah Cama-Sotz schon immer zu Hause war.
Schreie, Stöhnen und manisch getaktete Samples durchziehen die Klanglandschaften und verleihen der Musik jene verstörende erotische Spannung, die längst zu einem Markenzeichen von Klapholz geworden ist. Es ist diese seltene Mischung aus Bedrohung, Faszination und bizarrer Schönheit, die Ah Cama-Sotz zu einem der eigenwilligsten und faszinierendsten Projekte der dunklen Elektronik macht.
„Ghost In The Shadow“ ist nicht einfach eine Compilation – es ist ein dokumentarischer Blick in die Tiefen eines Klanguniversums, das zwischen sakraler Dunkelheit, maschineller Strenge und hypnotischer Sinnlichkeit oszilliert. Eine Veröffentlichung für Eingeweihte, Sammler und alle, die verstehen, dass Musik manchmal nicht tanzen, sondern beschwören will.
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