Kaum zu glauben, aber wahr: 'Virgin Superstar' von 'And One' feiert 2025 seinen 25. Geburtstag. Ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit Steve Naghavi die EBM-Gemeinde mit einem Album irritierte, das genauso gut in einer Berliner Afterhour wie in einer Shampoo-Werbung hätte laufen können. Die Fans standen damals vor einer existenziellen Frage: Ist das jetzt genial oder eine einzige, überproduzierte Provokation?

Unser damaliges Review? Ein wilder Ritt zwischen Bewunderung und Verzweiflung. Denn Hand aufs Herz: Nach Deutschmaschine, Technoman und Panzermensch wirkte der smarte Elektropop von Virgin Superstar für manche so, als hätte jemand der Band heimlich das Aggressionslevel aus dem Mischpult gedreht. Statt stampfender EBM-Bretter gab es mehr oder wenig eingängige Melodien, aufgeweichte Beats und mässige Texte, die irgendwo zwischen Sex, Selbstironie und Synthesizer-Träumerei schwebten. „Wet Spot“, „Virgin Superstar“ und „So Klingt Liebe“ sorgten dafür, dass sich Alt-Fans mit einer Mischung aus Staunen und Schnappatmung wiederfanden.

Heute, 25 Jahre später, ist klar: Virgin Superstar hat immerhin überlebt. Vielleicht nicht unbedingt als das unumstrittene Meisterwerk der Band, aber als Zeitkapsel einer Ära, in der And One es sich einfach nehmen ließ, die elektronische Szene nach Belieben zu trollen. Während EBM-Puristen 2000 schimpfend ihre Combat Boots gegen die Wand warfen, hatten viele andere längst begriffen: Steve Naghavi macht eh genau das, was er will – und zwar mit maximaler Sturheit und vielleicht noch einem Augenzwinkern.

Und jetzt? Wer das Album heute hört, bekommt eine geballte Ladung aehhh.... Nostalgie serviert – und vielleicht die Erkenntnis, dass wir 25 Jahre später alle ein bisschen entspannter sind, wenn eine Band sich stilistisch austobt. Wer’s damals geliebt hat, wird es möglicherweise immer noch feiern. Wer es gehasst hat? Nun, der sollte es sich nochmal geben – denn vielleicht sind wir alle inzwischen ein bisschen mehr Virgin Superstar geworden, als uns lieb ist.