Ach ja. Ich möchte diese CD-Kritik mal etwas anders als üblich aufbauen – gewissermaßen eine kleine Revolution im Musikjournalismus, die aber vermutlich genauso unbemerkt verpufft wie das kreative Feuer, das And One einst auszeichnete. Aber sei’s drum! Ich teile die CD in zwei Teile ein. Teil 1: Wasted, Wet Spot und Panzermensch. Teil 2: Der komplette Rest – oder sagen wir lieber: Das musikalische Jammertal. Eine willkürliche Aufteilung? Vielleicht. Aber genauso willkürlich scheint mir auch das, was And One hier als Album verkaufen.
Doch fangen wir mit dem Lichtblick an – dem einzigen Rettungsanker in diesem akustischen Trümmerhaufen. Diese drei Songs klingen exakt so, wie man es von And One erwartet: Elektronisch, treibend, mit Refrains, die sich wie ein rücksichtsloser Ohrwurm in die Gehörgänge fräsen und es sich dort für die Ewigkeit bequem machen. Wasted ließ bereits als Vorabsingle aufhorchen und bewies, dass die Jungs es theoretisch noch draufhaben. Und dann wäre da noch Panzermensch – ein Track, der mich so sehr an Technoman erinnert, dass ich beinahe meinen alten Discman rausgekramt hätte. So muss das klingen! Würde ich nur diesen Teil der CD bewerten, hätte ich kein Problem damit, Höchstnoten zu vergeben. Ich würde Lobeshymnen singen, Fan-T-Shirts kaufen und einen Tempel für Steve Naghavi errichten.
Aber dann kommt Teil 2 – oder besser gesagt: die musikalische Vollbremsung. Was zur Hölle ist hier passiert? Haben And One beschlossen, ihre restliche Spielzeit mit seelenlosem Synth-Pop-Ramsch aufzufüllen, um mal auszutesten, wie viel Durchschnittlichkeit ihre Fans ertragen? Diese Songs klingen wie der seichte Hintergrundsound in einem schlecht beleuchteten Einkaufszentrum kurz vor Ladenschluss – belanglos, uninspiriert und vor allem: unnötig. Ich könnte versuchen, einzelne Stücke herauszugreifen und sie zu analysieren, aber das wäre, als würde man unterschiedliche Grautöne nach ihrem Spaßfaktor bewerten. Sie sind es einfach nicht wert.
Und das Bitterste: And One hatten vollmundig angekündigt, sich mit diesem Album auf ihre Wurzeln zu besinnen. Nach den textlichen Fehltritten der letzten Alben (Pimmelmann, ernsthaft?) sollte es nun wieder „Back to the Roots“ gehen. Tja, wenn die Texte diesmal wirklich etwas niveauvoller ausgefallen sind, dann hat sich dieses Upgrade offenbar auf Kosten der Musik durchgesetzt. Die Band hatte eine goldene Gelegenheit, sich zurück an die Spitze der Szene zu katapultieren – und hat stattdessen beschlossen, auf dem Beifahrersitz von Belanglosigkeit und Radiokompatibilität Platz zu nehmen.
Mein Fazit? Wer And One wegen ihrer früheren Großtaten liebt, sollte von dieser CD am besten genauso konsequent Abstand nehmen, wie ein Veganer vom All-You-Can-Eat-Grillbuffet. Es sei denn, man möchte sich selbst auf eine ganz persönliche Geduldsprobe stellen.
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