Nach nur drei Jahren Wartezeit (wie im Interview bereits erwähnt eine relativ kurze Zeitspanne in der yelworC'schen Zeitrechnung) wird uns die Sommerzeit mit einer düsteren EP versüßt. Bei den Worten EP muß man aber nicht gleich weiterklicken und auf ein komplettes Album warten, denn „Eclosion“ ist mit seinen 44 Minuten länger als manch ein regulärer Release und beinhaltet keine Remix-Orgien sondern überwiegend exclusives Material. Wer yelworC kennt, und sich bereits mit Trinity angefreundet hat, der weiß, was auf ihn zukommt. Allen anderen sei gesagt, daß dieses 20-Jahre alte Ur-Gestein der elektronischen Musik eine ganz eigene Nische innerhalb der Szene geschaffen hat. Waren ältere Tracks meist noch eher eingängig, so durchzog diese bereits eine sphärische Horrorstimmung, daß dem Hörer wohlige Gänsehaut garantiert war. Die Vorliebe für Horror und Science Fiction Filme von Peter Devins, dem einzigen verbliebenen Musiker hinter yelworC, hinterläßt unübersehbare Spuren auf den Alben. 

Auf der 2004 erschienenen „Trinity“, die den Beginn einer thematisch an Dante angelehnten Trilogie darstellt, wurde dem Hörer ein weitaus uneingängigeres Musikerlebnis präsentiert, daß sich auch auf „Eclosion“ fortsetzt : Statt seine Tracks konsequent und tanzflächentauglich aufzubauen, macht Peter Schiffmann aka Peter Devin vielmehr das Gegenteil. Ständige Takt- und Melodiewechsel, leiser/lauter-werdende Drum-Unterlegung, schroffe E-Gitarreneinspielungen, gefadete und verzerrte Samples und yelworC-typische Vocals erschaffen intensive Musik voller gruseliger Schönheit. Mit „Savage Path“ beginnt der Horrorreigen sofort mit einem der anstrengensten Tracks der EP. So ganz darf man das ganze weniger als Lied beschreiben – eher ein Vorbereiten auf die kommenden 40 Minuten, damit der Hörer in der richtigen Stimmung ist und sich ganz auf die Musik konzentriert Zum nebenher laufen lassen unglaublich ungeeignet (dann wären Waschmachine und Küchenmixer oder so unanstrengender...). Der folgende Titeltrack präsentiert sich energiegeladen und beeinhaltet alles, was yelworC zu etwas Besonderen macht – Anspieltip Nummer 1 ! Mit „Vampire's Tongue“ ist ein fast schon eingängiger Song auf dem Album gelandet, der ein wenig an alte Tage erinnert. Melancholische Akustikgitarre (Samples ?) und eine eher getragene Grundstimmung leiten das Lied ein, E-Gitarren und Drumming schwellen immer mehr an bis der Song schließlich mit treibenden Schlägen zum Tanzen einläd. 

Von der Stimmung her erinnert mit das Ganze ein wenig an „Torn Skin“ von Wumpscut, wenn auch weitaus weniger basslastig. Sehr guter Song und definitiv mein zweiter Anspieltip. „Hellfrost's Grip“ klingt vom Titel her bereits kalt und ist auch wirklich ein unterkühlter, unemotionaler Brocken, der wieder mehr Stimmung erschafft, als Melodie zu präsentieren. „Dark Thorn“ & „Ecce Mundo“ wird es in abgewandelter Form auch auf „Icolation“, dem kommenden Album, geben. Beide Tracks und auch das folgende „Die dritte Kraft“ sind zwar sehr angenehme Kost, die nicht zu eingängig aber auch nicht zu vertrackt sind, die sich aber durch das Drumming recht ähnlich sind und deswegen beim Durchlauf etwas verblassen. Eigentlich schade, denn gerade „Die dritte Kraft“ ist der stärkste der drei und rutscht durch die Positionierung etwas durch. „The shrine of illusion“ wird auch auf Icolation zu hören sein und macht wieder alles richtig – hier stimmt die Mischung aus Eingängigkeit und Rythmuswechseln perfekt und der Hörer kann gar nicht enttäuscht werden, wenn eine Melodie/Stimmung endet, weil die folgende wieder gut ist. Mit dem letzten Track „Spiral of transformation“ enden 44 Minuten voller Spannung mit dem wohl eingängigsten Song auf „Eclosion“. Warum er als Bonus Song beschieben wird, weiß ich nicht, denn er gehört zu den restlichen Lieder und schließt die CD wunderbar ab. Der Hörer wird nicht einfach völlig verstört zurückgelassen und so sollte es auch sein. 

Diese EP ist in jeden Fall empfehlenswert, denn sie macht einerseits richtig Lust auf das kommende Album und andererseits stellt sie selber eine Veröffentlichung mit hohem Berechtigungsgrad dar : 6 exklusive Lieder (von denen die meisten sehr überzeugend und hochwertig sind), 3 Songs, die in verlängerter oder verkürzter Version auf „Icolation“ zu finden sein werden, und ein stimmungsvolles Cover können nur eine gute Bewertung folgen lassen.