Various Artists - New World Order

Bayern ist politisch gesehen ja nicht unbedingt die Geburststätte vieler Veränderungen. „Tradition“ als Leitmotiv findet sich in den meisten öffentlichen und privaten Bereichen immer wieder wenn man von diesem Bundesland hört. Dankbarerweise ist Bayern in musikalischer Hinsicht ein äußerst interessantes und kreatives Pflaster – hier sind nicht nur zahlreiche Größen aus allen Musikrichtungen beheimatet, es gibt dann und wann auch mal sehr erfrischende Kost. Mit „Thonar Records“ hat sich nun ein Label formiert, das vor allem Bands und Projekten aus den Bereichen Dark Ambient, Experimental und Neofolk eine Plattform bieten will. Der erste Labelsampler wurde dann auch gleich provokant „New World Order“ genannt und wartet mit 25 verschiedenen Künstlern aus 13 Ländern auf. Gleich vor weg : eine Neuordnung der (Musik)Welt ist diese Zusammenstellung sicher nicht, hinter dem wirklich wunderschönen Digipack versteckt sich aber auf 2 CDs eine Fülle an interessanten Material. Der Hauptteil der Tracks sind sphärische Klanglandschaften aus dem Experimental und Ambient Bereich (CD1: 1, 2, 4, 5, 12 // CD2 : 8, 9, 11, 12, 13), hier wird also weniger Melodie/Musik geboten als mehr eine Atmosphäre erzeugende Geräusch- und Rausch-Kulisse. Das driftet zum Teil aber auch schwer in Noise Gefilde ab, sodaß der Hörer zum Beispiel bei den ersten fünf Tracks der zweiten CD mit Dauerstörrauschen konfrontiert ist, bis er denkt, die Boxen sind kaputt (CD2 : 1, 2, 3, 4, 5, 7). Die versprochene Dark Ambient Packung findet sich mit folkloristischen Momenten auch wieder (CD1 : 3, 6). Auch Dark Wave findet sich in der Auswahl wieder (CD1 : 8) und sogar etwas elektrolastigere Tracks sind zu hören (CD1 : 9, 10 // CD2 : 6) „A Challenge of Honour“ sind wohl einer der bekanntesten Vertreter auf diesem Sampler und enttäuschen mit einem fast schon goth-rock-artigen Stück, das bei 3 Minuten Spielzeit wirklich gelungen gewesen wäre, dann aber endlose 5 Minuten ohne jede Veränderung weiterdudelt (CD1 : 7). Wirklich überzeugend sind vor allem die beiden an NeoKlassik erinnernden Songs (CD1 : 11 // CD2 : 10). Alles in allem eine sehr ruhige und stimmige Compilation. Wie oben bereits erwähnt sind die meisten Tracks eher atmosphärische Stücke und so hat man beim Durchhören nicht das Gefühl, richtige Lieder von einzelnen Bands zu hören, sondern eher Geräusche in verschiedenen Varianten. Das macht es recht schwierig, Besonderheiten der einzelnen Bands/Projekte herauszuhören, läßt aber bei Titeln, die dann doch auf eine Melodie-Gestaltung im eigentlichen Sinne zurückgreifen, aufhorchen. Die Aufmachung des DigiPacks, die ganz eigene Stimmung, die die meisten Tracks begleitet und schlichte aber angenehme Homepage lassen darauf hoffen, daß man auf gute Releases aus dem Hause Thonar hoffen kann. Was wirklich enttäuscht ist das fehlen vom angekündigten NeoFolk. Wenn man mit einer Musikrichtung wirbt, sollte sie doch zumindes vertreten sein – ich habe aber keinen Song gefunden, den ich dieser Musikrichtung zuordnen würde. Ansich wäre NeoFolk auch gar nicht nötig, denn die gebotene Musik ist durchweg stimmig und sogar zusammenpassen (auch wenn die einzelnen Lieder aus den verschiedensten Richtungen kommen), weswegen ich das Gefühl nicht loswerde, daß man hier unbedingt das verkaufsträchtige Wort NeoFolk verwenden wollte. Vor allem Freunde von Ambient/Experiment/Noise Soundscapes sollte mal ein Ohr riskieren und für 15€ bekommt man auch einiges geboten (speziell, wenn man auf der Page von „Mono Culture“ bestellt, denn dann gibt es eine 3“-CD als Bonusschmankerl dazu).

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