Der Soundtüftler Xabec, aka Manuel G. Richter, seinerseits u.a. Wahl-Leipziger und Co-Produzent/-Writer für Anne Clark, wagt sich mit seinem Experimental Ambient Electronics nun auf das akustisch-visuelle Terrain einer DVD-Veröffentlichung. Und irgendwie scheint dies auch sehr sinnvoll. Denn wie er im 25-minütigen, fast schon ARTE-mäßigen Portrait-Video "Der innere Kreis" über die Philosophien seiner speziellen Art der Klangzusammenstellungen berichtet - weg von gängigen Songstrukturen - so ist die visuelle Seite, vor allem bei Live-Performances ein wichtiger Bestandteil seines musikalischen Seins. "Just A Grain Of Sand" wird im Xabec-typischen Pappschuber ausgeliefert und präsentiert seinen Inhalt menümäßig auf die Wichtigkeiten reduziert in sehr anspruchsvoller Art. Zu aller Erst ist die DVD zwar ein Live-Mitschnitt vom Krefelder Maschinenfest im Oktober 2008, doch räumt sie vor allem optisch mit dem Vorurteil auf, das live dargebotenene Experimentalmusik unnötigerweise auch noch als DVD erscheinen muss. Und deshalb haben hier dem zu aller Erst Gefolgten der Videoproduzent Light Pollution und Daniel Fischer einen großen Anteil an der gewünschten Umsetzung von Xabecs Bestrebungen, seinen Fans mehr als nur die "Klangbildhauerei" seiner Klangcollagen auf CD zu offerieren. Um mit Xabec warm zu werden beginnt der Silberling mit "Open State" als klassische Performance. Mit den weiteren Tracks, durch die Einmischung bzw. Überblendung visueller Effekte (z. B. Gräser, Blätter, Tiere und andere kleine Dinge, die Manuel selbst filmt) oder Videoteile, wandelt sich der Auftritt jedoch zu einem eigenen Kunstwerk. "Beyond The Borders" ist dafür das beste Beispiel. Sehr löblich und eigentlich doch als Selbstverständlichkeit zu werten ist der Verzicht auf hektische Filmaufnahmen, dafür mit Schwenks ins Publikum, welches zwangsläufig im eher Stillstand verharrend der Performance lauscht, doch durch die Xabecsche Vielfalt von Noise bis zu "Ambient-Pop" doch ab und an in leichte Bewegungen verfällt. Sicher ist diese DVD nur für wahre Fans ein Schmankerl, da der Musikgeschmack hierfür sehr speziell ist. Aber vielleicht wäre es für potenzielle Fans ein Tipp, zuerst den Portrait-Film anzuschauen und anschließend mit den Ideen und Intentionen des Herrn Richter den Live-Mitschnitt zu verfolgen. Zum Abschluss bieten sich dann zur Vertiefung des Aufgenommenen die Videos als guter Abschluss an. So verändert sich quasi nebenbei Gehörtes und Unzusammenhängendes (Reibe- und Quietschgeräusche) zu bewusst Wahrgenommenem und nur bedingt Unzusammmenhängendem (hoch energetische Sounds), wenn Selbstdynamik zu lebendigen Musikstrukturen führt. Für seine Musik und Auftritte nutzt Xabec vor allem seinen analogen Modular-Synthesizer A-100 von Doepfer, mit der Vielzahl von Knöpfen und Kabeln, Weser-Sandsteine, Geigenbogen, seine Stimme, Raphael Vanoli für die E-Gitarre und Mike Erkau für die Visuals. So macht experimentelle Ambient-Elektronik in Ton und Bild Spaß!