Heute knallt uns „Hey Tú!“ mitten ins Gesicht – und macht dabei unmissverständlich klar, dass Zurückhaltung Ende 2025 endgültig ausgedient hat. ‚Hocico‘ melden sich wohl mit einer der wütendsten Kollaborationen ihrer Karriere zurück und holen sich niemand Geringeren als Rafael Reyes von ‚Prayers‘ an Bord. Zwei mexikanische Stimmen, zwei Biografien voller Reibung, eine gemeinsame Mission: maximale Eskalation.
„Hey Tú!“ ist seit heute erhältlich und kommt standesgemäß als streng limitiertes 7”-Picture-Vinyl sowie als ebenso limitiertes Minimax Picture CD daher – Sammler*innen dürften also schon nervös Richtung Warenkorb schielen. Musikalisch gibt es keine Gefangenen. Der Track rast mit hoher BPM-Zahl nach vorne, peitscht mit giftigem Industrial-Elektro, scharfkantigem EBM-Fundament und dieser typisch toxischen ‚Hocico‘-Atmosphäre, die eher Faustschlag als Umarmung ist. Erk Aicrags Stimme wirkt dabei wie ein offenes Nervensystem, während Rafael Reyes mit rotziger, fast schon höhnischer Präsenz dagegenhält. Zusammen entsteht ein Spannungsfeld, das knistert, brennt und jederzeit zu explodieren droht.
Textlich wird natürlich ebenfalls nicht gefackelt. Englisch und Spanisch wechseln sich ab wie Schläge in einem Streit, der längst über persönliche Kränkungen hinausgewachsen ist. Verrat, falsche Spiritualität, aufgesetzte Opferrollen – alles wird gnadenlos zerlegt. Zeilen wie „You’re a poser, you’re a loser, you’re a fucking fake“ oder „Soy el infierno que viene por más“ sind keine Metaphern, sondern offene Kampfansagen. Der Refrain entwickelt sich dabei schnell zum kollektiven Ventil, roh, beleidigend und erstaunlich befreiend.
Auf der B-Seite wartet mit „Hey Tú! (Cómete tu Mierda H-RMX)“ eine noch einmal zugespitzte Variante, die den Hass weiter verdichtet und den Track endgültig zum Club-tauglichen Abrisskommando macht. ‚Hocico‘ und ‚Prayers‘ liefern hier keine Kollaboration aus PR-Gründen, sondern ein Stück musikalischer Kriegserklärung. Und ja, genau so muss sich Industrial manchmal anfühlen.