Wie jedes Jahr im Frühling gibt es auch 2007 ein neues Wumpscut-Album. Wie jedes Jahr erscheint das Album mit einer tollen Aufmachung in zig verschiedenen Versionen, mit Merchandisingbrimborium und ausgedehnter Remixkultur. Wie jedes Jahr sind die Meinungen zum neuen Album gespalten. So auch dieses Mal. „Body Census“ – der diesjährige Frühjahrsstreich von Meister Rudy Ratzinger: Ein genialer Elektroepos, ein Mittelklassealbum oder nur routiniertes Gedudel? Eines sei gleich vorweg gesagt: Große Überraschungen bietet „Body Census“ nicht, dennoch entpuppt sich das Neuwerk bereits nach einigem Hören als solides, :W:-typisches und handwerklich ausgezeichnetes Album. Mit “We Believe, We Believe”, “Ain’t That Hungry Yet” oder “My Dear Ghoul” gibt’s eine ordentliche Portion Clubfutter, die auch Freunde härter Elektroklänge begeistern dürfte. Neben den typischen Clubhits hat Rudy auch einige poppige, atmosphärische und minimale Songs gezaubert, so dass man „Body Census“ ohne Frage das Prädikat ‚abwechslungsreich’ bescheinigen darf. Und dennoch springt der wahre Funke nicht wirklich über. Zu viele Klischees werden bedient (siehe „You Are A Goth“), zu wenig Atmosphäre wird erzeugt, zu wenig Seele steckt in der Musik. Es gibt keinen Spannungsbogen, keine wirklichen Highlights, keine Sounds oder Songs an denen man lange hängen bleibt. „Body Census“ ist somit – zumindest für mich – ein zwar solides, aber dennoch entbehrliches und irgendwo uninspiriertes Album. Die Songs sind technisch perfekt, haben Groove und Charme und sind dennoch in einer gewissen Weise seelenlos und vorhersehbar wie der Veröffentlichungszyklus der Wumpscut-Alben. Statt vieler limitierter Box-Sets, unzähligen Remixen und speziellen DJ-CDs würde ich mir einfach mal wieder ein deftiges atmosphärisches :W:-Album wünschen. Zum Weltalbum reicht „Body Census“ also leider nicht, eher zum netten Standardwerk.