Das kann was werden. Noch isses nichts. So könnte ich eigentlich die Kritik zur vorliegenden Scheibe belassen. Doch weil ich eben Potential sehe will ich doch ein wenig mehr zu Wolfskinder und dem zweiten Album 'Melancholie' tippen. Solokünstler Jeff Atzler veröffentlichte vorher unter dem Banner Anthroxid solide Elektronik. Doch das Duo ist Geschichte und Atzler schreibt nun, dass er Goth Rock als geeignetere Spielwiese für Texte mit mehr Tiefgang hält. Mag er Recht haben, wobei man wohl in jedem Segment wenigen begnadeten Textern und haufenweise Gurkenfabrikanten begegnet. Doch Atzler ist junge 18 Jahre, enthusiastisch und 'Melancholie' scheitert vor allem aufgrund der Unerfahrenheit, zu großen Ambitionen und der mangelhaften musikalischen Umsetzung nicht nur in Sachen Texten sondern auf ganzer Linie. Aber wie gesagt.... Potenzial ist da. Hinter dem unpassenden Bandlogo, das eher zu kitschigem Extrem-Metall passen mag, versteckt sich ein Album, das sehr gut 'Sehnsucht' heißen könnte. Für 'Melancholie' fehlt mir eben solche sowohl im Sound (der weniger nach Goth Rock als nach ruhigem (Folk/Punk-)Rock amerikanischer Prägung klingt) als auch in den Texten. Musikalisch wird schnell klar, dass es verdammt viel schwieriger ist, mit 'echten' Instrumenten zu arbeiten. Im Vergleich zum recht professionellen „Tanzsoldat“, den man unter Anthroxid-Banner googeln kann wirkt die Instrumentierung der Wolfskinder noch sehr, sehr,...... sehr eindimensional. Insbesondere an der Gitarre braucht es viel Übung (oder einen Profi), aber eigentlich ist jedes Element in der Musik eine Baustelle (inklusive komplett in den Sand gesetzter Blasinstrumenteinlage bei „Klavier“). Das Intro ist stimmungsvoller Höhepunkt des Albums, danach erahnt man bei jedem Song, wie Atzler es wohl gewollt haben mag... mehr aber auch nicht. Der Sound ist immerhin besser, als manch anderes Demo. Besser, aber nicht gut. Melodisch schmachtet man sich folkig durch Songs mit Potenzial – der Heilige Gral ist nicht auszumachen, aber gerade hier zeigt Atzler, dass er mit den richtigen und geübten Mitteln echt was reißen könnte. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber er ist ja auch noch jung. Weltschmerz, Verliebtheit, Liebeskummer, Lebensbeendung, Hass und Sehnsucht verpackt Atzler in der blumig-kitschigen Sprache eines Jugendlichen, der sich sicher ist, dass er sich viele und gute Gedanken macht, deren Veröffentlichung sich eigentlich nur lohnen kann. Dass er dabei Pfade beschreitet, die ausgelatschter kaum sein können und Motive liefert, die man schon so oft gehört hat spielt kaum eine Rolle. Denn auch Texten braucht, genau wie alles andere in der Musik, Übung und bis dahin wirken die meisten Versuche einfach sehr tölpelhaft. Gesanglich bietet er eine schöne Klangfarbe, die noch recht eindimensional daherraunt - gerade im Duett bei "Herbstwind" zeigt sich nicht nur, dass zwei Stimmen nur mit viel Können und sehr guter Produktion stimmig zusammengeführt werden können, sondern dass die Gastsängerin über ein deutlich facettenreicheres Spektrum verfügt. Gesangsunterricht, Gitarrenunterricht, Mitmusiker für die anderen Instrumente und noch ein paar Jahre Leben für wirklichen Tiefgang in den Texten – Wolfskinder stecken buchstäblich in den Kinderschuhen und 'Melancholie' ist kein gutes Album. Es lässt sich aber erahnen, wohin die Reise gehen könnte.