Die Niederländer Within Temptation berichteten in einem Interview, welches ich zufällig im Legacy las, dass sie eine Pause nötig hatten um sich quasi "neu zu erfinden" bzw. ihre zukünftige Richtung rauszufinden. Ebenso teilten sie mit, dass das Konzept des Album auf einem Comic beruht. Letzteres erklärt wohl auch, dass das CD Artwork etwas "Cheesy" geraten ist und ich finde es passt gar nicht wirklich zur Musik! Überaschenderweise möchte man nun hinzufügen, denn der Cheese und Bombast Faktor (manche würden es auch Nerv Faktor nennen) auf vergangenen Alben war doch teilweise recht hoch. Die zwei Vorgänger Alben kenne ich nicht, kann also nicht beurteilen inwieweit sich die Entwicklung schon auf diesen ankündigte. Aber wer die frühen Alben kennt, wird wissen, dass WT ursprünglich mal eine Art Bombast-Folk-Symphonic Rock-Metal spielten (das Wort Gothic spare ich mir lieber mal, da es nicht passend wäre und eher zur Vermarktung diente). Sicher einige Lieder waren durchaus hörbar, aber ich war ziemlich schnell angenervt von diesem Sound und hatte die Band dann eigentlich auch erstmal "abgehakt". Man sieht sich aber immer zweimal im Leben und so kam ich wie die Jungfrau zum Kinde an ein Rezenionsexemplar des neuen Albums "The Unforgiving". Beherzt nahm ich mir vor ganz unbelastet an die Sache heranzugehen, denn jede Band verdient eine zweite Chance. In diesem Falle in jedem Falle, denn schon die Vorab Single "Faster" die man im Netz hören konnte, gefiel mir schonmal recht gut. Das Album hält die Versprechung das die Band im Interview machte, der Sound wurde entrümpelt und der Kitsch zurückgefahren. Anstelle dessen serviert man nun einige Synthie Parts die sich etwas 80er mäßig anhören, auch "Shot In The Dark" und 2-3 andere Titel haben einen schönen 80er Einschlag. An den Melodien bei diesen gibt es nichts zu mäkeln, an der Gitarrenarbeit eigentlich auch nicht. "In The Middle Of The Night" scheint mehr in die ältere Richtung ala Orchester Bombast zu gehen, auch wirkt der Titel etwas zu überladen da Sharon sich doch etwas abmühen muss um die vielen Instrumente zu übertönen, die gleichzeitig spielen. Deshalb nicht so stark wie die anderen beiden erwähnten Titel. Weitere Ohrwürmer wären "Sinead" und "Lost", die im Grunde das Konzept von "Faster" in Variationen wiederholen. Die restlichen Titel sind auch nicht wirklich übel und reichen von Ballade ("Fire And Ice") bis zu Songs die eher wieder an die älteren Stücke erinnern, aber reissen mich nicht vom Hocker. Leider ist Sharons Stimme, obwohl doch stark verbessert zu früher, immer noch ein Stein an dem sich viele stossen werden. So auch ich, mir wäre es lieber sie würde sich mal etwas zurückhalten und auch den restlichen Songelementen mehr Raum geben. Will heißen: Teilweise immer noch zu grell und theatralisch. Ansonsten aber eine wirklich gute Scheibe, die musikalisch und handwerklich stark verbessert zu früheren Werken WT´s klingt und auch Hasser der Band sollten ruhig mal reinhören.