Corde Oblique - A Hail Of Bitter Almonds

Corde Oblique - A Hail...

Was ist nur momentan mit den Italienern los? Letztes Jahr erschreckten Spiritual Front ihre Anhänger mit seichtem Radio-Pop, Kirlian Camera schielen schon seit längerem nach dem Mainstream-Publikum und jetzt sogar Corde Oblique? Das Projekt um den klassisch ausgebildeten Gitarristen Riccardo Prencipe, welches uns 3 Scheiben lang mit sonnendurchflutetem, mediterranem Neofolk verwöhnte? Nein, soviel vorab, ganz so weit ist es zwar noch nicht gekommen, trotzdem muß ich das vierte Album namens „A Hail Of Bitter Almonds“ erst einmal sacken lassen. Zu viele ungewohnte, ja, beinahe unangenehme Eindrücke machen sich beim ersten Hören breit.

Angefangen mit dem schon einen Tick zu dramatischen Titelsong mit Luigi Rubino (Ashram) am Piano und Floriana Cangiano am Mikrophon, über das balladeske, von Sergio Panarella (Ashram) vorgetragene „Together Alone“ bis hin zum Radiohead-Cover „Jigsaw Falling Into Place“, wo sich Sängerin Claudia Sorvillo als Rockröhre versucht, wirken nicht wenige Tracks überfrachtet und greifen teilweise tief in die Klischeekiste. Negativbeispiel ist „The Man Of Wood“, wieder gesungen von Sergio Panarella, das zwar stimmungsvoll beginnt, im Duett mit Claudia Sorvillo aber deutlich in Richtung Pop abdriftet. Das will man von Corde Oblique ganz bestimmt nicht hören! Dabei wissen wir aus der Vergangenheit, daß Riccardo Prencipe, der sich abermals mit zahlreichen Gästen, darunter Duncan Patterson von Anathema, umgeben hat, eigentlich wunderbare, atmosphärische Musik erschaffen kann. Hier allerdings beschränkt sich das auf gefühlt die Hälfte der Titel. So punktet „La madre che non c'è“ nicht nur durch Caterina Pontradolfo's einfühlsamen Gesang, sondern auch durch einen endlich einmal zurückhaltend aufgebauten Spannungsbogen mittels Akustikgitarre und Alfredo Notarloberti's (Ashram, Argine) Geigenspiel.

Und die Stücke, bei denen sich Riccardo Prencipe durch Kunstwerke aus seiner neapolitanischen Heimat inspirieren ließ, sind letztendlich die gelungensten. Ob instrumental und durch Panflöte akzentuiert, wie „Slide“ oder von menschlichen Stimmen intoniert, wie „Le pietre di Napoli“ (Floriana Cangiano) und „Crypta Neapolitana“ (Caterina Pontradolfo & Spyros Giasafakis – Daemonia Nymphe), Lieder wie diese atmen jenes Flair, für welches man Corde Oblique liebt. Deshalb ist man zum Schluß, nach dem herrlich melancholischen „Su un dipinto di Giovanni Bellini“, doch wieder versöhnt mit der Welt und den Klängen von „A Hail Of Bitter Almonds“. Na also, geht doch!

In der Hoffnung, daß sich Riccardo Prencipe bei der nächsten Veröffentlichung erneut auf seine alten Stärken besinnt, vergebe ich gerade noch 4 Punkte. Und – bitte, bitte in Zukunft nicht den anfangs genannten Bands nachmachen!

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