Westwind vertonten vor vier Jahren auf dem Doppelalbum 'Ravange' den Untergang. Wenn die Zivilisation zusammengebrochen ist, wenn die Welt verkommt und die Menschen ziellos in den Ruinen umherirren, dann geht es nur noch ums nackte 'Survivalism'. Dies ist also das Thema des neuen Reigens. Über drei unbetitelte Kapitel, jedes auf einer CD bebannt: Das franzöische Solo-Projekt bietet wirklich viel für eine wahrscheinlich überschaubare Käuferschar – 26 namenlose Stücke an der Zahl. Doch jeder, der mit Ambient und synthetischer, epischer Filmmusik liebäugelt ist herzlich eingeladen, 'Survivalism' könnte sich lohnen.

Beginnen wir mit dem ersten Kapitel und damit dem melodielastigsten Teil. Ganz oft habe ich das Gefühl, dass mehr als ein Hauch John Carpenter durch die Boxen weht. Gerade der thematisch passende 'Escape from New York' Soundtrack blitzt immer wieder durch. Dazu kommen epische, sich wiederholende Klangwände, Trommelprogrammierung als wären wir im NeoKlassik Bereich gelandet und dezente Soundscapes und Samples. Hier wird nicht Hoffnungslosigkeit zelebriert sondern die Kraft und Wirkung der Eindrücke solch einer Zeit. Das zweite Kapitel lässt bereits lässt der Atmosphäre mehr Raum, es schleichen sich einige ruhige Momente unter die Melodien. Das Konzept geht auf, die Kraft, Lust und Energie des ersten Kapitels erfahren einen tristen Beigeschmack. Und im dritten Kapitel schließlich liegt unsere Lust auf Endzeit darnieder, der Kampf ums Überleben in dieser Zeit ist ernüchternd monoton. Das dritte Kapitel ist demnach auch ein von Klanglandschaften dominierter Trip durch Ruinen - sicherlich der herausfordernste der drei auf 'Survivalism' aber absolut stimmig im Gesamtkontext.

Wieder kann mich das Projekt Westwind begeistern - und das auf gesamter Länge: fast schon simple Keyboardmelodien aus einer anderen Zeit vermengen sich mit einer Stimmung, die nicht aufgesetzt wirkt sondern dem gesetzten Ziel, die Phase nach dem Untergang zu skizzieren mit einer gewissen Neugier entgegenblickt. Die Programmierung ist nicht eindimensional, bei mehrmaligem Genuss finden sich Spuren, die sich zunächst geschickt versteckten, quäkig-80er geht in tiefe Vibrationen über und immer wieder ist die Wahl der Mittel (Sounds) spannend. Ich kann Keyboard-Soundtrackfans, Freunden von Carpenter und Jarre (ohne den aufgesetzten Feel-good-Bombast) und Ambientfreunden, die auch mal Melodien zulassen dieses 3Cd Paket wärmstens empfehlen.