Westfalia Bambaataa ist zurück - und das beim Medienkonverter. Auf den ersten Blick wirkt das natürlich sehr ungewöhnlich und wir hätten das Review-Angebot von BMG auch ablehnen können. Da es sich bei WestBam aber seit geraumer Zeit um einen Künstler handelt, der für den einen oder anderen Stilbruch bekannt ist, nahmen wir schon interessehalber dankend an. Und in der Tat: Das erste Durchhören bestätigt den Eindruck und stellt klar, dass nicht einfach "Right On" Nr. 2 zusammengestellt wurde. Dafür schwirren in WestBams und Klaus Jankuhns Köpfen viel zu viele Ideen umher. WestBam sagt selbst, dass er von Jahr zu Jahr genauer weiß, was er eigentlich will und somit das Musik machen für ihn immer einfacher geworden sei. Die antreibenden Einflüsse kommen weniger von der Jagd nach dem Overbeat (die kommen von ganz allein) sondern von der Musik, die er selbst gern im Club hören möchte und auch auflegt. 22 Titel hatten die beiden komponiert, wovon es 14 auf die CD geschafft haben. Leider auch "Untitled", der einzige langatmige und dubhousige Lückenfüller. "Do You Believe In The Westworld" ist ein Electro-House-Rock-Sammelsurium von WestBam-Sounds, eigenen Projekten (z.B. Mr.X & Mr.Y oder Members Of Mayday), alten Rockgeschichten und Electro-Punk Einflüssen wie sie bei Warren Suicide zu hören sind - Hi-Tech-Rock'n'Roll. Im Vergleich zur Vorgänger-CD "Right On" dominieren weniger die Techno-Electro-Breakbeats sondern wieder mehr die straighten Beats zusammen mit minimalistischen und dennoch ansprechend produzierten Klanggebilden. Die Beats dienen mehr als integraler Songbestandteil, denn als Clubhit-Garant. Das Album ist zwar eindeutig tanzbar aber eher in dem Sinne, den Spaß am Musik hören in den Vordergrund zu stellen - im Club, bewusst zu Hause oder einfach nebenbei - als dass es mit bestimmten Titeln aufwartet, bei denen die gesamte Meute sofort den Dancefloor stürmt. Die vielen Ideen präsentieren sich auf dem Album in einer Vielfältigkeit, die einerseits gewollt eine inhaltliche Geschlossenheit vermissen lässt sondern die Stärken der einzelnen Tracks herausstellen soll. Andererseits wirken sie des Öfteren leicht monoton. Das ist natürlich WestBams Markenzeichen und vermutlich auch der Hauptgrund für die unterschiedlichen Ansichten der Hörer und Rezensenten. Denn wenn man sich die Songs allesamt zumindest einmal komplett angehört hat, dann steigt langsam das Gefühl auf, dass sie trotzdem alle noch Potenzial beinhalten und durch den WestBam-Stil mit einem markanten Stempel versehen worden. So gesehen ist es auch denkbar, dass alle Tracks Remixe fremder Titel wären. Durch eben diesen Stempel klingt das Album relativ gediegen und oft auch sehr relaxt, wobei es wie gesagt trotzdem tanzbar bleibt. Die unterstützenden Drums, Bass und/oder Gitarren sorgen oft für den entsprechenden Groove und wurden alle von Klaus Jankuhn und WestBam gespielt, wobei letzterer auch die Vocals gesprochen hat, wenn nicht gerade Gastsänger oder -sprecher diesen Part übernommen haben. Von R'n'B- und Mr.X & Mr.Y-ähnlichen Shouts ("Lovers No More") reicht die Spannweite über gesampelte kurze Phrasen ("Bang The Loop") bis hin zu fast richtigem Gesang ("It's Not Easy"). Die Vocals wirken außerdem nicht nur als notwendiger Zusatz sondern begründen durch ihren cleveren Einsatz zum Teil auch die fehlende inhaltliche Geschlossenheit. Die Texte selbst sind hingegen eher zweitrangig, siehe "Total Extrem" oder "Prototype". Meist sind die Melodien nicht übermäßig komplex aber trotzdem nett anzuhören, eingängig, oft geloopt, manchmal elektronischer gehalten ("Bang The Loop" oder "Prototype") und manchmal auch in 'natürliche' Instrumente gekleidet wie z.B. bei "Reality" oder "Something". Dass die Songs nicht offensichtlich immer sofort nach vorn abgehen, liegt vermutlich auch am Einsatz der Gitarren, die zudem bei "How Do You Like Me Now" ganz stark an Warren Suicide erinnern. Der Aufbau einiger Titel lässt sich gut mit einem Ausdauerlauf vergleichen: Nicht zu zügig anfangen, schneller werden, irgendwann etwas Tempo raus nehmen und dann langsam nochmals alles geben. Das beste Beispiel dafür ist "Reality". Was mit "Do You Believe In The Westworld" an Klängen geschaffen wurde, bringt in dieser Form vermutlich nur WestBam hervor. Und wahrscheinlich auch nur deshalb, weil man seine stilistischen Eskapaden und DJ-Sets kennt, daher weiß, was einen erwarten könnte und er dieses Wissen auch bei der Produktion im Hinterkopf hat. Die besten Anspieltipps für diese Reichhaltigkeit sind "Bang The Loop", "Rock Like That", "Lovers No More", "Protoype", "Reality" und der wunderbar ruhige und trotzdem groovige sowie tanzbare Ausklang "Do You Believe In The Westworld". Und wenn wir Glück haben, dann präsentiert WestBam möglicherweise auch den einen oder anderen dieser Titel auf seiner "WestBam and Band in concert"-Tour. Eine weitere Premiere in seiner Musikerkarriere...