Alpiner Extrem-Metal, in der Gegenwart keine Besonderheit mehr, aber in meinen Ohren oft eine schöne Erfahrung, denn das Urige, das mit der Sprache und den Melodien in die Musik einfließt, kann mit Mehr/Meer der Veröffentlichungen eigentlich nur gut wirken. Vinsta fielen mir bereits 2019 positiv auf. Das aus dem Salzburger Land stammende Projekt hatte es mit dem Zweitwerk ‚Drei Deita‘ in einige Gazetten geschafft und so etwas mehr Aufsehen erregen können und bis heute bin ich kein Vinsta-Fan, aber habe das Werk in guter Erinnerung. Ähnlich wird es mir mit ihrem aktuellen Werk gehen.

Mastermind Christian Höll, der live auch bei Perchta und damit künstlerisch nicht zu weit entfernt agiert, hat in den letzten 5 Jahren drei Musiker um sich gesammelt, die Vinsta ausgesprochen gut stehen – am Bass und den Drums sorgen sich zwei Herren seit 2019 gekonnt um ein stabiles, unaufgeregtes Fundament, während Moni Hahn seit 2018 sehr stimmig weibliche Gesangsparts und Violinenzauber verbreitet. Insbesondere in Momenten, in denen klar und im Duett gesungen wird, wie im Titeltrack, schmeicheln die schönen Stimmen der beiden Singenden. Höll selbst ist ein Tausendsassa, der schöne Riffs zaubert, allerlei urigere Instrumente bedient und vielschichtig singt, growlt und keift. Damit haben Vinsta alle Möglichkeiten, ein tolles Album zu zaubern, aber stimmen denn auch die Melodien und Arrangements?

Ich gestehe, Vinsta empfinde ich, wie auch schon beim Vorgänger, zu jedem Zeitpunkt sehr gut, die Melodien schmeicheln, die Melange aus Härte, Folk-Parts und bezaubernden ruhigen Momenten, die dem Cleangesang viel Raum lässt – all das ist gelungen. Aber es ist eben auch alles sehr vorhersehbar und bereits beim ersten Mal hören lässt sich zu jedem Zeitpunkt erahnen, wie sich das Stück weiterentwickeln wird. Damit wird Vinsta in meinen Ohren eine der Bands, die man nicht schlecht machen kann, die aber Begeisterung auch nur zulassen, wenn man sie live erlebt und sich in sie verliebt. Die Musik selbst kann gut im Hintergrund laufen und schmerzt auch nicht, wenn man das Werk bewusst auf Kopfhörern lauscht, aber Lieblingsstücke brauchen entweder eine emotionale Verbindung oder Ecken und Kanten. Und beides spüre ich bei Vinsta nicht.

Damit ist ‚Freiweitn‘ beileibe kein schlechtes Werk und ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die mehr hören. Und wie oben beschrieben: Der alpine Zauber gelingt dem Projekt besser als beispielsweise Perchta, mit denen ich bis jetzt nicht warm werde (auch nach einem Live-Kontakt). Die Melodien, manche Gesangsart und natürlich die Sprache deuten den Bezug immer wieder gekonnt an, es fügt sich aber natürlich in die metallische Stimmung und ist nicht plakatives Alleinstellungsmerkmal. Interessierte hören gerne rein, ich mich sicherlich auch an Album vier versuchen und hoffen, dass Vinsta bis dahin etwas mehr Substanz in den Melodien einflechten.


Vinsta – Freiweitn

28.07.2023 / Eisenwald


https://vinsta.bandcamp.com/album/freiweitn


1. Steanklong
2. Schwoaze Lockn
3. Freiweitn
4. Wundaberg
5. Entarische Gstoit
6. Untawegs Im Schattn
7. Vinstas Valonga
8. Einkehr
9. Hoamat