Gerade erst vor kurzem besprach ich den ‚Alpsegen‘ des schweizer Duos Ernte. Hatte mir gefallen, wenn auch nicht umgehauen. Schön finster das Ganze und sehr stimmig. Ein Teil des Duos, die Musikerin mit dem Pseudonym Witch N, rauscht nun aus meinen Boxen unter dem Namen ihres weiteren Projektes Ashtar mit dem dritten Album. Auch als Duo gestartet trennte sich Witch N vom bisherigen Mitstreiter Lehtinen und nahm ‚Wandering through time‘ im Alleingang auf. Na dann.
Zunächst fiel mir auf, dass sich Witch N mit der Trennung nicht nur rein musikalisch begnügte, sondern auch optisch einen Bruch wagte: Sowohl Logo als auch Gestaltungsstil haben sich von einem doomigeren Jugendstil verabschiedet, das aktuelle Werk könnte glatt aus den 90ern stammen. Das ergibt sicherlich auch Sinn, ist die Musik auch sehr traditionell und old-school-ig, aber wenn ich ehrlich bin: Das sieht einfach mal nach nichts aus und ich hätte niemals in Ashtar reingehört, wenn ich nur das Cover gesehen hätte und nicht die Promo in mein Haus getrudelt wäre. Vielleicht ging mit Lehtinen auch die Person, die die Gestaltung bisher übernommen hatte, aber dieser Unterschied fällt schon einmal negativ auf.
Mit der Optik habe ich mich aber nicht nur aufgehalten, weil sie so nichtssagend ist, sondern weil es mir mit der Musik ähnlich geht. Blackened Doom Metal will es sein, Blackened Doom Metal ist es. Es gibt einige gute Momente (zum Beispiel der Abschluss von „The submerged empire“ mit schrägem Violinenspiel und wunderbarer Trostlosigkeit), es gibt sehr viel mehr Momente, die halt in Ordnung sind und auf Dauer schalte ich bei aller Monotonie ab, da diese mich nicht ausreichend berührt und herunterzieht. Denn Wiederholung ist nur dann sinnhaft, wenn man als Hörer gar nicht aus dem Gefühl heraus will, wenn die selben Trigger immer und immer wieder berührt werden sollen. Lässt aber die Musik dich eher kalt, dann nerven die Melodien bei der x-ten Runde eher. Und durch das abwechslungs-befreite Keifen ergibt sich ein Sound, bei dem es schwerfällt, einzelne Lieder gut zu unterscheiden.
Nein, ich bin kein Fan dieses Werks. Es geht in Ordnung, das ist kein Verriss. Aber Ashtar muss sich gefallen lassen, in Frage gestellt zu werden, denn auch wenn ich es begrüße, dass eine Musikerin in dieser Männerdomäne ihren Raum schafft und auch inhaltlich ihre Themen vorbringt und Nymphen und feminine Naturkräfte besingt, so hat dies keinerlei Effekt, wenn man es ohne Vorwissen nicht aus der Musik heraushören kann. Ob da ein Mann keift oder nicht und welche Themen hier verarbeitet werden – es ist monotones Krachen ohne wirkliches Herz, was ich höre.
Ashtar – Wandering throug time
28.07.2023 / Eisenwald
https://ashtarofficial.bandcamp.com/album/wandering-through-time
1. Into the Gloom
2. The Submerged Empir
3. Deep Space and High Waters
4. Voices (Collide Again)
5. Summoning the Dryads
6. I Want to Die (Post Mortem Cover)