Eine der wohl wichtigsten Institutionen zum Thema Synthie-Pop im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist sicherlich das Label ‚A different drum’ mit angeschlossenem Mailorder-Versand. Neben einer Menge amerikanischer Künstler werden von ‚A different drum’ auch viele internationale Acts für den amerikanischen Markt gesignt. Bestes Beispiel dafür sind De/Vision. Besonderer Augenmerk muss auf die Label-eigenen Compilations gelegt werden. Diese bieten gute Zusammenstellungen zum kleinen Preis. Deshalb werden in den nächsten Wochen auch einige Reviews der thematisch unterschiedlichen Sampler beim Medienkonverter erscheinen. Um den ‚aus-Amerika-bestellen-kostet-so-viel-Porto’-Aspekt von vorneherein zu entschärfen, sei an dieser Stelle kurz gesagt, dass die Releases beispielsweise auch bei indietective.de erhältlich sind. Den Anfang soll die Reihe ‚Synthpop for a darkened room’ machen, die – wie der Name es schon sagt – hauptsächlich die ruhigeren Stücke der verschiedenen Label-Acts auf bisher zwei CDs vereint. Teil 1 ist bereits 2003 erschienen, Teil 2 in diesem Jahr. Bevor hier einzelne Tracks angesprochen werden muss gesagt werden, dass auf dem Samplern eigentlich keine Tracks abfallen und die unten genannten Bands lediglich eine repräsentative Auswahl darstellen können. Vol 1 beginnt mit dem deutschen Act ‚Wave in Head’, die mit ‚With you’ ein für die Zusammenstellung recht dynamisches Stück klassischen Synth-Pop bieten. Sehr viel ruhiger und klavierunterstützt wird ‚The dissection of Man’ von Leiahdorus dargeboten und eröffnet erste Möglichkeiten zur Gänsehaut. Mit Referenzen aus der New Wave Ära präsentieren Sweep ihren Song ‚Miss you’. Vergleiche zu Wolfsheim lassen sich bei ‚Merge’ sowohl gesanglich als auch vom Aufbau des gelungenen Songs ‚Ocean Rain’ ziehen. Sehr geniale elektronische Beats setzen ‚New Clear Sky’ bei ihrem Track ‚Serenity’ ein. Weitere 80er Referenzen in Richtung OMD fallen mir bei Moulin Noirs ‚Maria Calling’ auf, einem meiner Favourites der Zusammenstellung. Die Stärke von ‚B! Machine’ sind die Synth-Sounds, die sphärisch und trotzdem absolut elektronisch dem Song ‚Spring and Autumn’ einen besonderen Charakter verleihen. Nicht ganz so elektronisch - aber gerade durch stimmliche Qualitäten überzeugend – kommen Neuropa bei ‚In need’ daher und schließen die Zusammenstellung würdig ab. Der Opener des zweiten Teils, ‚Cosmicity’ mit ‚Regenerate’, integriert weiche Flächensounds in eine unwiderstehliche Melodie: ‚Ear-Candy’ in der reinsten Form. Wie auf Teil 1 sind auch wieder ‚B! Machine’ und ‚Moulin Noir’ vertreten und können mich auch dieses Mal für sich gewinnen. Recht mellow aber keinesfalls seicht präsentieren sich ‚Intuition’ mit ‚Danger’. Trip-Hop-Anleihen, eine wunderschöne (endlich mal weibliche) Stimme und Streicher-Arrangements im Refrain machen ‚Bleed’ von ‚Daybehaviour’ zu einer Perle der Melancholie. Der mit symphatischem südländischen Akzent gesungene Track ‚Starless’ von ‚Syrian’ ist wohl einer der radio-tauglischsten Momente des Albums. ‚Real Life’ (ja - genau die, die uns in den 80ern mit ‚Send me an Angel’ beglückt haben!) liefern mit ‚Beautiful Thing’ einen gitarren-unterstützten Synth-Pop-Songs der Extraklasse ab, der sich mal wieder in den Gehörgängen festbeißt. Zu ‚De/Visions’ ‚Miss you More’ muss an dieser Stelle wohl nicht mehr viel gesagt werden... Zum Abschied schenken uns ‚Virtual Server’ eine Ballade, die mit ihren vor sich hin blubbernden Sounds nicht von dieser Welt zu sein scheint. Beide Teile von ‚Synthpop in a darkened Room’ überzeugen mit einem durchgängig hohen Level der verschiedenen Beiträge. Insbesondere gilt das auch für die gesanglichen Qualitäten der vertretenen Künstler, die sonst häufig den Schwachpunkt bei neueren Synth-Pop-Acts bilden. Die unterschiedliche Ausrichtung der verschiedenen Bands im Sektor der elektronischen Popmusik sorgt dabei dafür, dass keine Langeweile aufkommt. So möchte ich diese Sampler genau den Leuten ans Herz legen, die auf der Suche nach neuen Acts und Releases des beschriebenen Genres sind. Wer jedoch eher in die Richtung clubtauglicher Remixes unterwegs ist, sollte vielleicht eher die Reihe ‚Synthpop Clubanthems’ in Betracht ziehen, zu der in den nächsten Wochen auch Reviews an dieser Stelle erscheinen werden.