Dunkle, zähe Synthie-Schwaden ziehen auf. Schwer durchsichtig. Leicht neblig. Nach einigen Sekunden erkennt man ein Platschen im Wasser. Dazu leise Maschinengeräusche. Diese Sounds durchziehen den Opener „The Crossing“ von Keith Berry. Gegen Ende wirkt das Wasser immer näher, die Töne werden klarer und wir hören sogar zarte Stimmen. Im Beitext beschreibt das Label Ex Ovo das Album „I, Mute Hummings“ als „collection of drone music and dulcet atmospheres“, vorgetragen durch unterschiedlichste Geräuschtüftler. Eine, wie ich finde, durchaus treffende Beschreibung. Mal hören wir verzerrte Rundfunkansprachen, untermalt mit seltsamen Melodien (Dronæment – „Phonorecord III“), die zum Entspannen und Zurücklehnen anregen sollen. Doch bleibt ein unbehagliches Gefühl zurück. Die vermeintliche Ruhe scheint trügerisch. Zwar werden die Songs auf „I, Mute Hummings“ nie besonders aggressiv (Ausnahme: Column One – „Live recording #3“) oder melodiös und bleiben meist im dröhnenden Ambient-Bereich, doch brechen aus der maschinell-verstörenden „Schein-Ruhe“ immer wieder verschiedenste Instrumente und Melodie-Fetzen aus. Ex-Tangerine-Dream-Mitglied und Synthesizer-Pionier Steve Jolliffe verwendet in seinem Song „One More Haggard Drowned Man“ (im Ex-Ovo-Chef Mirko-Uhlig-Mix) beispielsweise einen orchestralen Beginn, bevor die Stille einsetzt, die schließlich den dröhnenden Flächen den Platz bereitet, damit an das Thema des Albums erinnert wird („collection of drone music“). Die angesprochene Ausnahme bilden Column One, die dem Noise in vollen Zügen Freiraum gewähren. Pfeifende Maschinen, quietschende, ungeölte Scharniere, kochende Atmosphären – hier wird keine Rücksicht auf zarte Hörbedürfnisse genommen. Auf der anderen Seite hören wir meistens einen interessanten Mix. Hier bekommen wir Verkehrsgeräusche, durch welche sich verspielte Instrumente den Weg zu bahnen scheinen (Jeffrey Roden – „The Seeds Of Happiness“), zu hören. Dort kommen kräftige Orgeln zum Einsatz, die durch zartere Melodien unterbrochen werden (Paul Bradley – „Aurorean“), als würden die Post-Rocker von Mogwai auf Neo-Klassik treffen. Dass moderne Ambient-Musik dabei nicht unbedingt nur elektronisch sein muss, zeigen uns Fear Falls Burning („Everything Was Wrong“). Der Song ist mit einer Gitarre versetzt, die aus dem „Kill-Bill“-Soundtrack ausgebrochen zu sein scheint. Im Hintergrund rumoren verzerrte Gitarren, die die Hauptgitarre gekonnt einbetten. Auf „I, Mute Hummings“ machen alle Künstler einen sehr guten Job und richten sich größtenteils nach dem Thema des Tonträgers. Das deutsche Projekt Troum macht dessen Sache allerdings besonders gut. Somit stellt „Thrausmata Enos Eneirou“ den Höhepunkt dar. Für über 12 Minuten werden wabernden Sound-Dronen, flirrenden Maschinengeräuschen und verführerischen Chören, die wirken, als wären sie hinter einem tödlich prasselnden Wasserfall, die Bühne bereitet. So gestaltet sich „I, Mute Hummings“ zu einem echten Geheim-Tipp für Freunde gepflegter Ambient-Musik, sowie Noise-/Industrial-/ & Post-Rock-Anhänger.