Zu den Pet Shop Boys und ihrer Musik hat wohl jeder seine eigene Meinung. Worüber man sich nicht streiten kann ist, dass sie eine der wenigen Gruppen sind, die cluborientierten Elektro-Pop über zwei Dekaden durchgehend erfolgreich an den Mann gebracht haben. Dass die Pet Shop Boys neben der musikalischen Komponente schon immer ein Gesamtkonzept verfolgt haben, zeigt der vorliegende ‚Catalogue’, ein mächtiges mit knapp 2000 Bildern bestücktes Werk, das die visuelle Geschichte des Londoner Duos umfassend darstellt. Dabei ist das Buch sowohl etwas für den Connaisseur der graphischen Gestaltung, der beim Durchblättern auf unzählige Details stoßen wird, die ihm so noch nie bei den Produkten der Pet Shop Boys aufgefallen sind, als auch für den Fan und Leser, der in den begleitenden Texten viele Hintergründe zu den einzelnen Releases erfährt. Schön eröffnet sich auch, dass die Pet Shop Boys von vorneherein der Gestaltung ihrer Veröffentlichungen einen hohen Wert eingeräumt haben, unterscheiden sich doch die Cover der 7“ und 12“ Singles fast immer. Und so vereinbarte man bei der Unterzeichnung des Vertrags mit EMI, dass die Kontrolle, wie eine Veröffentlichung präsentiert wird, bei den Pet Shop Boys bleibe. Ebenso interessant ist, dass in den 80ern die Maxis der beiden Herren in den UK in der Regel mit einem bedruckten Innen- und einem Außencover ausgestattet waren, worauf in Deutschland offensichtlich verzichtet wurde. Passend zu den veröffentlichten Singles wird jeweils eine Doppelseite mit Screenshots aus den Videos eingefügt. Waren Design und Schriftzüge anfangs noch von Chris Lowe selbst mitgestaltet, wurde bereits recht früh Mark Farrow eine feste Größe bei der Gestaltung des graphischen Produkts ‚Pet Shop Boys’. Auffallend zieht sich durch das ganze Werk ein gewisser Minimalismus: In der Anfangsphase werden kleine ikonenhafte Bilder bewusst auf große einfarbige Hintergründe aufgebracht um den Betrachter auf das Wesentliche hinzuweisen, während später oft vollkommen auf Fotos verzichtet wird um mit typographischen Effekten zu überzeugen. Die Pet Shop Boys sagen selbst dazu, dass sie die visuelle Seite der Gruppe immer als Chance und Freude gesehen haben und beschreiben den geschilderten Umstand als ‚Schlichtheit, Schönheit und Stärke des Bildes’. In all den Jahren, die seit ‚West End Girls’ vergangen sind haben sich die Pet Shop Boys immer wieder neu erfunden und das ganz bewusst; genauso bewusst wie sie die Pet Shop Boys 1983 am Reißbrett entworfen und konzipiert haben. Das einzige, was dieser Bildband leider nicht rüberbringen kann, ist der Materialmix bei den CD-Booklets und Hüllen. Da erinnert man sich an das ‚Very-Cover im Lego Stil, das seinen Platz im New Yorker Museum für Moderne Kunst gefunden hat, das Spiel mit matten und lack-glänzenden Parts der Bilingual Singles oder die genoppten Platik-Sleeves von ‚I wouldn’t normally do that kind of thing’. Ergänzt wird die bebilderte Timeline durch einen langen Einführungstext von Philip Hoare, ein umfassendes Interview mit den Pet Shop Boys, sowie durch Discographie, Biographie der Kollaborateuere und eine Chronologie, die für die deutsche Ausgabe bei 'Schwarzkopf und Schwarzkopf' selbstverständlich übersetzt wurden. Wer Spass an gut gemachter Cover-Art hat und den Pet Shop Boys grundsätzlich etwas abgewinnen kann, für den ist das Buch sicherlich eine wunderbare Idee für all die, die nach potenziellen Weihnachtsgeschenken fragen. Mit 50 Euro Ladenpreis ist der Catalogue natürlich bereits im höherpreisigen Bereich angesiedelt, aber im Vergleich mit anderen Bildbänden bzgl. Umfang und Qualität, ist der Preis durchaus gerechtfertigt.