Die Festivalsaison ist vorbei. Zeit zurückzuschauen, die Festival-Sampler aus den Regalen zu holen und in Erinnerung zu schwelgen… Noch während der Frühling gerade die ersten Fühler ausstreckt, steht ein recht junges Festival auf dem Programm: der Elektroanschlag. War Altenburg bisher für das Traditionskartenspiel Skat bekannt, steht die thüringische Residenzstadt seit wenigen Jahren auch für einen gehörigen Elektroanschlag auf die Trommelfelle. Mit eben dieser Veranstaltung haben sich ein paar echte Elektrofreaks einen Traum erfüllt - sie haben sich die Parties (jetzt offiziell) direkt vor die Haustür geholt. Auftritte von Szenegrößen wie Sonar, Asche, Dive, Insekt, Morgenstern, P.A.L oder This Morn Ominia ließen seitdem das Kanonenhaus ordentlich beben. Dieses Jahr konnte ich aus zeitlichen Gründen leider nicht an dem Elektrofeuerwerk teilhaben. Was bleibt ist der Sampler und der Trost, mit der 16-Track-Platte und der Erinnerung aus alten Tagen für ca. 70 Minuten Kopfkino satt zu bekommen. Der Sampler hält was er verspricht – der Titel ist Programm. Wer bereits vor Ort in Altenburg dabei war, weiß was ihn erwartet, dem Rest sei eine facettenreiche Mischung aus technoiden Elektro, geräuschlastigen Industrial und offensiven Noise versprochen. Die hier versammelten Songs sind vielseitig und können auf ganzer Linie überzeugen. Außerdem wartet auch „Elektroanschlag Vol.2“ mit dem Bonus diverser bisher unveröffentlichter und exklusiver Tracks auf. Der Hörer wird von verhaltenem Industrial auf einer melodischen Woge in die Platte getragen. Besonders „Verführung“ von Klangstabil im Listen Loud Mix wird hier zum bestimmenden Süchtigmacher. Diesen Song muss man nicht nur angesichts der Verführung ‚Loud’ hören, sondern auch wegen der erzählerhaft eingesprochen, eigenwilligen Lyrics. Flint Glass nehmen sich anschließend der Aufgabe an, dem Elektroanschlag seinen Namen zu geben. Monolith bietet dagegen mit „Al Ahali“ technoid montonen und extrem tanzbaren ‚Elektro aus einem Guss’. Insekt katapultiert den Puls auf 180 und mit Monokrom brettert am Ende die Platte noch einmal in einem atemberaubenden Tempo los, dass es einem den Atem verschlägt. Wem nicht hier, dem bei IG für IK vs. Betriebsdruck oder Simon Schall. Auf „Elektroanschlag Vol.2“ sind so viele eindrucksvolle Künstler, dass es keinen Sinn machen würde, jeden weiteren Song einzeln zu benennen. Eine Abstufung würde dem Anspruch jedes einzelnen Künstlers nicht gerecht werden können. Meine sporadische Aufzählung ist keinesfalls zu bewerten, gibt nur einen kleinen Einblick in einen Sampler, bei dem Reinhören für jeden Elektroanhänger Pflicht ist. Trotz der Limitierung auf 500 Stück dürften auch noch letzte Exemplare käuflich zu erwerben sein. Noch besser ist nur noch das Livegefühl bei einem Elektroanschlag– wieder zu erleben am 30. und 31. März 2007 im Kanonenhaus in Altenburg. Erstmals nach 10 Jahren wird Esplendor Geometrico wieder ein Konzert in Deutschland geben!