Das Inselmatch zwischen Ibiza und Mallorca ist eröffnet und somit präsentiert einer der beliebtesten Inselhelden - DJ Sammy - die "Balearic Masters Vol. 1". ??? DJ Sammy ??? ... Hier auf dem Medienkonverter? Darf das denn sein? Jawohl, geliebter Hörer und Leser, der Du vielleicht gerade an unserer Ideologie zweifelst und hiermit den schleichenden Verfall dieses E-Zines witterst. 'Unsere' dunklere elektronische Musik würde sicherlich nicht so ohne weiteres existieren, wenn nicht nebenan die 'Hellen' ihre eigentlich ganz ähnlich gestrickte Musik hören würden, die zwar offensichtlich anders gestrickt, aber dennoch genauso tanz- und hörbar ist und damit auch als Blick über den Tellerrand eine kritische Würdigung verdient hat. Wie beim Yin & Yang steckt in jedem Ding auch immer ein Teil seines Gegensatzes. Und außerdem ist's Sommer, einige von uns werden sicherlich in den Süden und vielleicht auch auf diese Inseln reisen und sollten somit auch etwas darüber informiert sein, was sie dort unten musikalisch erwartet. Wenn aber selbst dort wirklich nur dunkle Tanztempel aufgesucht werden sollten und nicht z.B. das weltberühmte Es Paradis oder das BCM, dann wird diese Mucke sehr wahrscheinlich trotzdem tagsüber von vielen offenen Cafés und Bars den Weg in unsere Ohren finden. Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich seit geraumer Zeit nicht mehr ganz auf dem Laufenden bin, was die aktuellen Titel und Hits dieses Genres anbelangt, da es zu lange zu viel unspektakuläre VÖs gab, als dass ich mich aktiv damit weiterhin beschäftigen und auch nicht fortlaufend auf die Unterbrechung der Klingeltonwerbung auf den Musiksendern warten wollte. So sei es bitte verziehen, wenn ich das eine oder andere bekannte Stück nicht erwähne; vielmehr gibt hier eher ein Außenstehender seine Meinung zu dieser Doppel-CD ganz nach seinem subjektiven Empfinden wieder. Die CD 1 beinhaltet die housige Ibiza-Session, die im Ganzen betrachtet eindeutig peppiger daher kommt, als die leicht trancig-melodischere Mallorca-Session auf CD 2. Mit insgesamt 2 1/2 Stunden ist das Doppel-Album gut gefüllt und lässt längenmäßig keine Wünsche offen. DJ Sammys Musik kenne ich nur von früheren Zeiten und war deshalb sehr positiv überrascht, ein so (electro-)housiges Release in die Finger zu bekommen. Zwar beginnt es mit DADAs "Lollipop" sehr offiziell und standard-housig mit eindeutig zweideutigen Lyrics, die, wie auch der Rest, sehr partymäßig "hands up" und "hands to the girl in front of you" signalisieren aber das gehört eben dazu, genauso wie DJ Sammy nach Spanien. Zum Glück ist kaum housiger Gesang zu finden, lyrische Samples dominieren, die des Öfteren auch den Sampler getroffen haben und meist angenehmes, gesprochenes Zubehör anstatt nerviger Standard-Black-Vocals sind, siehe "Lose Control" oder "Changes". Manchmal wird es wahrhaft dubbig und fast minimalistisch melodisch wie bei "Hot Hot Hotter", "San Francisco" oder abgeschwächt "This Time", wo der Rhythmus an vorderster Stelle steht und nach mehrmaligem Hören eventuell den Skip-Finger aktiviert. Natürlich dürfen auch Cover-Versionen nicht fehlen, schließlich stellen sie ein unverzichtbares Element in der heutigen Zeit dar, um auf einfache Art und Weise Chart-Breaker vergangener Zeiten aus allen möglichen Musikstilen ins clubmäßige Housegewand einzukleiden und damit ohne großartige neue Ideen die Leute zur 'eigenen' Musik auf die Tanzfläche zu befördern. Nur mittelmäßig schafft das "Don't You Want Me", weil es eben wirklich nichts neues bietet, genauso, nur fast noch etwas unmotivierter, "Sonic Empire" von CD 2. Echte Highlights der CD 1 sind das bass-knarrende "The Creeps" und das darauf folgende "Afterhours" sowie "Lose Control", "Let Me See Your Hands", "My MTV" und das schöne housige Dudel-Ende "Strike Me Down". Ein richtiger roter Faden lässt sich bei der Ibiza Session zwar nicht finden, aber vielleicht ist das auch gerade ein Vorteil, weil so doch sehr unterschiedliche Songs einen vielfältigen Mix durch die aktuelle House-Landschaft bieten. Gleiches lässt sich auch für die CD 2 - die "Mallorca Session" - festhalten, auch wenn diese die Kraft der CD 1 vermissen lässt und zudem ein nicht allzu abweichendes Repertoire präsentiert. Dass DJ Sammy selbst auch mit vertreten ist, sei an dieser Stelle erwähnt, doch sind es keine wahren Ruhmeshymnen, die da zum besten gegeben werden. "Spank Dat Monkey" von CD 1, "Summer's Here" sowie die Coverversion und voll auf Dance und dennoch Kulturanspruch getrimmte "Everybody"Hurts" fungieren mehr als werbemäßige Lückenfüller zwischen den sie einrahmenden Liedern. Das treibende "Living With Video" ist hier der herausragende Titel, der leider von vielen eher im Mittelmaß verharrenden Tracks umgeben ist. Weitere Ausnahmen sind das musikalisch etwas fehlplaziert wirkende "Moan", "Universal Enemy" und „Let’s Work It Out“, so dass sich CD 2 insgesamt mehr als nette Begleitmusik für allerlei Aktivitäten eignet als den Dancefloor tatsächlich von Anfang bis Ende zu rocken. Als Überflieger - und wie proklamiert: 'absoluter HIT-Index' - ist "Balearic Masters Vol. 1" allen eifrigen Clubgängern als Must Have zu empfehlen. Den anderen Musikinteressieren zeigt das Doppel-Album einen gefälligen, sommerlichen, aktuellen House-Querschnitt, der Stärken und Schwächen dieses aktuellen Sounds ‚gut’ miteinander verknüpft. - Nach vielem Überlegen ist es durch die CD 2 aber leider doch knapp an der 4,5 vorbeigedüst...