Was ist Kunst? Kunst, so höre ich einen befreundeten Theaterschauspieler oft sagen, soll vor allem herausfordern. Wach rütteln. Kommen wir also zu einem Stück Kunst. Valborg veröffentlichen einen weiteren rohen, schweren Industrie-Vorschlaghammer (so zumindest beschreiben sie ihre Musik) und ich bin wach. Hellwach sogar. Und genervt. Ich kann mit Bildern von Pollock und gönne mir manches Mal avangardistische Klassik oder modernes Theater. Sogar die drei Stunden „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ halte ich für hohe Filmkunst, auch wenn der Genuss nicht über die gesamte Spieldauer ein solcher ist. 

Ich mag Irritationen, wenn sie mir zumindest die Chance lassen, zu verstehen, worum es geht. Ich finde bei Valborg nichts. Nur Irritation. Krach. Dissonanz. Stumpfen Metal. Mal klassisch, mal Thrash, mal Grind, mal Death und immer abstoßend und kalt. Ich fühle mich, als ob ich mich auf dieses eine Konzert von Hape Kerkeling verirrt habe, als er 1991 vom Piano begleitet „Hurz“ vortrug. Denn während ich um mich herum Pressetexte und Rezensionen lese, die der Band aus Bonn, die nun schon seit 20 Jahren lärmt, Talent und künstlerische Tragfähigkeit zusprechen, bleibe ich ratlos zurück und bin einfach nur froh, wenn die 13 Songs auf fast 40 Minuten endlich vorbei sind. Und ich habe mich nun immerhin dreimal durchgequält und kann eventuell „Urecho“ als am wenigsten abstoßend beschreiben. 

Sound und Stimmung lassen mich manchmal an das wirklich obskure Projekt Todesstoß erinnern, doch bei Martin Lang hatte es wenigstens dieses Element wirren Wahnsinns, das mich fesseln konnte. Valborg klingen aber deutlich so, als ob sie eine Vision verfolgen, die nur ich nicht erkennen kann. Nein, nein, nein. Wir werden keine Freunde. Das einzig Positive ist in meinen Augen die seit dem Album ‚Romantik‘ bestehende klare und wirklich gute Linie, wenn es um Covergestaltung geht. Ich könnte mir alle Cover gut an die Wand hängen, wenn da nicht Valborg drinne stecken würde. 

Ich weiß gar nicht, wem man Valborg empfehlen kann, außer denjenigen, die das Projekt bereits kennen und mögen: Zum Headbangen zu unmelodisch, zum Nebenbeihören zu nervig, für den bewussten Genuss auf Kopfhörern zu … alles? Es muss ja Fans geben, sonst hätte die Band keinen Vertrag – ich bin kein Fan, werde wohl auch keiner und kann dem Gehörten nicht einmal eine Bewertung zuordnen. Nein danke. 

Valborg - Der Alte lupus lounge, prophecy productions / 09.10.2022
https://valborg.bandcamp.com/album/der-alte
01. Asbach
02. Höhle Hölle
03. Kommando aus der Zukunft
04. Urecho
05. Die Glut der ersten Stunde
06. Saturn Eros Xenomorph
07. Hektor
08. Der Alte
09. Attacke
10. Sehnsucht nach Unendlichkeit
11. Mortum
12. Verdacht im Palast
13. Mutter des bösen Sterns