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Umbra Et Imago - Die Welt Brennt
Was ist von einer Band zu halten, deren Frontmann sich 'Mozart' nennt, ihren Musikstil als Gothic-Avantgarde bezeichnet, alle Stücke mit zuviel Pathos und Theatralik vorträgt und immer wieder Auftrittsverbote durch allzu freizügige Bühnenshows provoziert? Man muss kein diplomierter Psychologe sein, um festzustellen, dass 'Umbra et Imago' ein Ego-Problem hat. Das dürfte niemanden stören, solange die künstlerischen Ergüsse von entsprechender Qualität sind. Damit auch diejenigen unter Euch, denen die audiovisuellen Auftritte der Damen und Herren aus Karlsruhe nicht geläufig sind, diese richtig einordnen können, möchte ich deren Musik an dieser Stelle als Gothic-Rock-Metall mit deutschen Texten und SM-Elementen bezeichnen. Etwas Avantgardistisches konnte ich nicht feststellen. Weder die Musik noch die Bühnenshow stellen etwas Neues da. Die Idee, Konzert plus SM-Show dieser Band auf eine DVD zu pressen, ist vor allem für Bewohner von 'Stoiber-Land' interessant, denn Ihnen bleibt bis dato ein Konzert von 'Umbra et Imago' verwehrt. Und in der Tat ist der Konzertteil des DVD sehr gut gelungen. Es gibt ein bisschen SM, einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt von 'Mozart' und vor allem viel normale Konzertatmosphäre auf durchaus gehobenen Niveau. Das mag manche Beobachter der Szene verwundern, aber was auf einer Audio-CD wegen des schwülstigen Pathos oft recht peinlich 'rüberkommt, wirkt bei einem Konzert doch ganz anders. Nur die Coverversion von Billy Idols 'White Wedding' hätten sich Mozart, Lutz & Co sparen sollen, denn die klingt im Vergleich zum Original nur noch schauderhaft. Leider bietet so eine DVD sehr viel Platz für Filme und Bilder und so wurde tief ins Archiv gegriffen, um für eine angemessene Füllung zu sorgen. So kann der willige Betrachter die 'Kulturuine' in Karlsruhe kennenlernen - ein lokaler Treffpunkt für SM und Gothic-Parties; er erfährt, dass Mozart sich schon mal mit HIM unterhalten und fotografieren hat lassen und kann Mozart und Lutz in den Baumarkt begleiten. Ausserdem gibt es jede Menge belanglose Interviews mit Bandmitgliedern, Fans und anderen Personen im Umfeld der Band. Da die Fragen nicht zu hören sind, kann man hin und wieder nur erahnen, worum es bei der Antwort überhaupt geht. Dabei wird vor allem deutlich, dass die meisten nichts zu sagen haben, recht ungeübt im Umgang mit der Kamera sind und dass die Definition von Normalität wohl um die Erlebniswelt von Umbra et Imago erweitert gehört. Das mag fanatische Fans interessieren, bei allen anderen dürfte der Finger recht häufig auf die 'Forward'-Taste der Fernbedienung des DVD-Spielers rutschen. Einzige positive Überraschung ist der Auftritt von Boxchampion Regina Halmich, die als bekennender Fan der Band im stilechten Gothic-Outfit beweist, dass sie nicht nur gut boxen, sondern auch gut Interviews geben kann. Technisch gesehen ist die DVD auf dem Niveau von Amateurfilmern. So haben Besitzer von 16:9-Fernsehern Pech: sie bekommen insgesamt vier Trauerränder zu sehen. Bei der Betitelung von Hülle und DVD sind der Postproduktion mehrere Inkonsistenten und Fehler unterlaufen. Einige Interviews sind in englischer Sprache geführt worden und damit nicht für jeden verständlich, da die DVD keine Untertitel enthält. Immerhin kann man sich den Ton auch als 5.1 Dolby Surround zu Gehör bringen lassen; entsprechendes Equipment vorausgesetzt. Schön ist auch die Hülle und das Booklet gelungen, in dem man alle Texte auf Deutsch und Englisch nachlesen kann. Die beiliegende Audio-CD enthält die entsprechenden Lieder der DVD. Wenn man diese Veröffentlichung fair bewerten will, muss man scharf zwischen dem eigentlichen Inhalt und dem Bonusmaterial trennen. Der eigentliche Inhalt ist das Konzert und der wäre mir ohne Probleme fünf Sterne wert gewesen. Das Bonusmaterial und die technische Umsetzung sind jedoch weniger gut gelungen. Deswegen gibt von mir 4,5 Sterne für alles zusammen.