Während sich die EBM-Welt langsam auf seichte Future-Pop-Pfade begibt bzw. nichts wirklich Neues mehr hervorbringt, sieht das in der Industrial-Noise-Ecke ganz anders aus. So auch bei Seij minus aÇ, das zudem durch eine besondere Eigentümlichkeit hervorsticht. Der Künstler hinter diesem Projekt stammt nämlich aus dem fernen Osten, genauer aus Japan. Der Name des Projekts leitet sich vom japanischen Wort "seijaku" ab und ist ein japanisch-englisches Wortspiel und soll soviel heißen wie: "negativ skalare Dimension zwischen Leere und desolater Stille". Jedenfalls erklärt es hAj so, der Mann hinter Seij minus aÇ. So abstrakt wie die Erklärung des Bandnamens, so abstrakt ist auch die Musik auf "Less Physical Vortex". Die einzelnen Songs sind dicht gepackt mit Soundcollagen, verfeinert mit Soundschnipseln und extrem verzerrten Vocals. Dabei scheinen sie an sich wieder aus verschiedenen Fragmenten zu bestehen, die zusammengefügt erst einen Sinn ergeben. Das Ganze kommt vielmals sehr hochfrequent daher, so dass so manches Trommelfell auf die Zerreißprobe gestellt werden könnte. Dementsprechend schnell vermittelt hAj einen Eindruck, was er mit desolater Stille meint. Beim vermehrten Hören des Albums fällt eine gewisse Ähnlichkeit mancher Sounds zu den frühen 90ern auf, in denen Bands wie Placebo Effect ihr Unwesen trieben. Obwohl diese Parallele eher ungewollt sein dürfte, verleitet sie zu dem Gefühl, dass "Less Physical Vortex" eine direkte Transformation alter Strukturen in eine neue, düstere, aggressive und emotionsgeladene Gestalt darstellt. Da dieses Klangexperiment weit weg vom Mainstream in unkonventionelle Gefilde steuert, dürfte Seij minus aÇ damit nur eine kleine Hörerschaft ansprechen. Wer jedoch gern weg von herkömmlichen Soundstrukturen will oder einfach nur offen für neue Maßstäbe ist, wird mit "Less Physical Vortex" seine ganz eigene Erfahrung machen. Hörproben gibt es bei Sonic-X.