Ultra - Stain

Spanien, das Land der Stierkämpfe und des Tango. Temperament und Leidenschaft liegen hier nah beieinander. Denkt man zumindest. Ultra lehren einen etwas anderes. Als Pioniere experimenteller Musik spielen sie dem Hörer einen bösen Streich, indem sie spanische Künstler Passagen in ihrer Muttersprache vortragen lassen und diese Zeilen mit wirren Klavierklängen unterlegen. Grundlage für dieses Verwirrspiel ist die Komposition "Thirteen Pieces for Piano, Opus 1" von Brad Anderson, die er in teils wahnsinniger Raserei immer wieder in den einzelnen Songs des neuen Albums von Ultra, "Stain", aufgreift. Ultras sechstes Album erscheint völlig losgelöst von jeglichen Konventionen und treibt den Hörer mit wild aneinander gereihten Musikstücken, Textpassagen und undefinierbaren Tönen schier in den Wahnsinn. Denn das Ziel ist die totale Verstörung, das Hervorrufen von Unbehagen und Beklemmung. Mit lasterhaften Gedichten und verzerrtem Stöhnen ist "Stain" meilenweit von dem entfernt, was man im Allgemeinen unter Musik versteht. Das Album zielt auf das Unterbewusstsein ab, um hier verdrängte Emotionen zu wecken. Die Reise dorthin ist mehr als beschwerlich, denn Ultra wollen es dem Hörer gerade nicht einfach machen. Es braucht eine gehörige Portion Mut und Beherrschung, die zum größten Teil äußerst sperrig wirkenden Tracks zu ertragen, geschweige denn, sie sich überhaupt erst einmal anzuhören. "Stain" könnte mal wieder dazu dienen, die Diskussion des Kunstbegriffs neu zu entfachen. Für die einen wird dieses Album schlicht unhörbar bleiben, für die anderen könnte es eine tiefere Erkenntnis mit sich bringen. Aber Kunst hin oder her, "Stain" ist im wahrsten Sinne des Wortes zeitlos. Wer sich traut, sollte sich dieses Erlebnis der besonderen Art zu Gemüte führen. Und keine Angst. Wer die Intentionen von Ultra nicht versteht oder erkennt, ist mit Sicherheit kein Kunstbanause. Denn manchmal erscheinen die Songs bar jeder Bedeutung zu sein und um darin einen Sinn erkennen zu können, muss man sich wohl erst selbst entfremden. Es lebe die Schizophrenie.

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