Eine Band, die mehr durch ihre Auftritte bekannt wurde als durch ihre Platten, ist äußerst selten, vor allem im Electro/Industrial-Bereich. Beim französischen Duo Twinkle kann man noch nicht einmal von Platten sprechen. Yves Cornu und J.-B. Leduc haben es bis jetzt lediglich auf eine EP gebracht ("Processing Industry", 2005). Nun erscheint endlich ihr Debüt "Le Jouet" in Kollaboration der beiden Labels Ant-Zen und Audiotrauma. Wie der Titel schon andeutet beschäftigt sich das Album mit Spielsachen, aber jeweils in unterschiedlichem Kontext: Vom einfachen Kinderspielzeug bis hin zu Waffen als Spielzeuge der Erwachsenen. Spielen ist ein Thema, das zu Twinkles Musik passt, denn die beiden Franzosen könnte man selbst als Spielkinder bezeichnen. Twinkles Musik besticht von Anfang an durch einen großen Ideenreichtum und außergewöhnliche Einfälle. Der Genre-Mix ist dementsprechend wild und reicht von Trip Hop bis Industrial. Durch den Variationsreichtum in ihrer Musik wirken Twinkle wie Geschichtenerzähler. Die Songs wandeln sich im Laufe der Zeit, behalten aber stets ihr musikalisches Grundthema bei. Paradebeispiel ist das fast neun Minuten lange "Ton Style". Mit leichtem Rhythmus und etwas melancholisch verträumt beginnend, baut sich mit der Zeit eine immer bedrohlichere Atmosphäre auf, inklusive steigender Aggressivität. Dagegen wirkt das dunkle und Trip-Hop-lastige "La Victime Volontaire" richtig idyllisch. Aber auch dieser Song entfaltet sich und entwickelt von Sekunde zu Sekunde mehr Druck. "L'Envers De La Vague" frönt wiederum vordergründig dem rhythmischen Noise und "Tu Es Perdu" ist ein wahrer Industrial-Kracher. Der Song dürfte jede Tanzfläche füllen. Ähnlich verhält es sich mit "Le Dernier Vivant", das ein wenig an ältere Chemical Brothers Sachen erinnert. Zum Schluss schicken Twinkle den Hörer mit "L'Auto-Dictée" auf die Psychoschiene. Der Song ist übrigens ein Remix des Songs "La Dictée" von der "Processing Industry"-EP. Zerhackte Sprachsamples und psychotischer Rhythmus tun ihr übriges. "Le Jouet" ist so vielseitig, so facettenreich und fesselnd, dass es schwer fällt, sich von dem Album einen ersten Gesamteindruck zu verschaffen. Tanzbar und zugleich komplex lädt "Le Jouet" zum immer wieder Hören ein. Ein absolut eindrucksvolles Album, das die Anhängerschaft von Twinkles Live-Auftritten ebenso zufrieden stellen, wie es den Rest erstaunen dürfte.