Heute ist der 26. September, also offiziell „Tag des Holzfällers“. Ja, echt! Ein Fest, das zwei US-Amerikaner ins Leben gerufen haben, um hemmungslos Pfannkuchen und Waffeln zu verdrücken und endlich mal ein Party-Motto zu haben, das nicht „Piraten“ heißt. Wie passend also, dass just an diesem Tag ’Till Lindemann – Zunge 2025‘ erscheint: Während Holzfäller nämlich mit der Axt Holz spalten, schwingt Lindemann sozusagen die sprachliche Motorsäge – und die lässt die Späne quasi nur so fliegen.
Das Grundgerüst: 2023 hatte Lindemann ja schon das Album ’Zunge‘ im Eigenvertrieb veröffentlicht. Etwa zwei Jahre später folgt nun die große Wiederauferstehung via Out Of Line. Heute, am 26. September, pünktlich also zum Holzfällertag, erscheint ’Zunge 2025‘ als Doppel-CD, Doppel-Vinyl und sogar Doppel-MC (ja, Kassetten sind wieder total hip!). Alle 12 Tracks der Urversion sind natürlich auch wieder mit dabei, plus neun Bonus-Tracks, dazu ein Booklet mit Lyrics und exklusiven Fotos. Für Sammler mit dickem Geldbeutel schon fast ein Pflichtkauf, bevor überhaupt eine Note erklingt.
Musikalisch liefert die erste Scheibe genau das, was man von Till Lindemann erwartet – und insgeheim auch hofft: Neue Deutsche Härte in Reinkultur. Songs wie ’Zunge‘, ’Sport Frei‘, ’Altes Fleisch‘ oder ’Schweiß‘ sind wie frisch geschärfte Äxte: hart, kompromisslos, unüberhörbar. Die Gitarren wuchten, die Elektronik pocht, und Lindemanns Stimme klingt mal wie ein Gebirgsfluss, mal wie ein rostiger Amboss, auf den jemand rhythmisch einschlägt. Besonders bei ’Sport Frei‘ wird klar: Das ist Musik, die nicht im Sitzen funktioniert. Man muss stampfen, schwitzen, Holz hacken – oder wenigstens den Pfannkuchenwender mit voller Kraft schwingen.
Doch das Album ist mehr als nur Muskelspielerei. ’Übers Meer‘ oder ’Tanzlehrerin‘ zeigen eine fast zärtliche, verletzliche Seite – als würde der Holzfäller für einen Moment die Axt sinken lassen und verträumt ins Feuer schauen. Diese Kontraste machen den Reiz aus: grobe Späne, feine Splitter. Die Bonus-Tracks auf der zweiten Scheibe sind dann für mich die eigentliche Wundertüte. Nun, hier gibt es die bereits bekannten Singles ’Und die Engel singen‘ und ’Meine Welt‘, dazu das durchaus überraschende ’Entre dos tierras‘ – ein Cover von Heroes Del Silencio, das zeigt, dass Lindemann nicht nur Holz spalten, sondern auch fremdes Liedgut mit martialischer Schwere veredeln kann. Dazu gesellen sich zwei komplett neue Stücke: ’Prostitution‘ und ’Lollipop‘. Ersteres klingt so, als hätte Lindemann die Gesellschaft mit der Kettensäge seziert, letzteres wirkt fast wie ein schräger Kindergeburtstag, der auf einem Horrorfilmset gefeiert wird. Gerade diese Brüche sind es, die das Album spannend halten.
Dazu kommen Remixe von Hochkarätern wie Hocico oder Aesthetic Perfection, welche die Songs in elektronische Schattenwelten und Clubtauglichkeit überführen. Plötzlich vibriert das Ganze wie ein Holzboden unter einem tanzenden Bären. Einfach nur geil! Besonders hervorzuheben ist die Piano-Version von ’Übers Meer‘: Da ist plötzlich kein martialischer Druck, keine donnernden Drums – nur die bekannte Stimme und Melodie. Es ist, als würde der Holzfäller, der eben noch Bäume fällte, jetzt am Klavier sitzen und eine Träne in den Bart wischen.
Irgendwie ist nicht jeder Track ein Meisterstück. Manche Remixe wirken wie beiläufige Dreingaben, andere wie die die Waffel zu viel am Holzfällertag: nett, aber irgendwann stopft’s. Doch insgesamt verleiht die Bonus-Sammlung dem Album eine neue Tiefe und Vielfalt, die weit über eine bloße Wiederveröffentlichung hinausgeht.
’Zunge 2025‘ ist also kein laues Aufwärmen, sondern ein deftiges Mahl – ein Album, das mit harter Kost und süßen Überraschungen gleichermaßen serviert wird. Geeignet für alle, die Rammstein und Neue Deutsche Härte lieben, die sich nicht vor sperrigen Texten und düsteren Bildern fürchten und die vielleicht sogar schon mal in kariertem Hemd Pfannkuchen zum Holz hacken gegessen haben. Wer dagegen leichte Popkost sucht, der sollte lieber beim Frühstücksbuffet bleiben. Für Fans, Sammler und alle, die Lindemann in seiner brachial-poetischen Bandbreite lieben und erleben wollen ist ’Zunge 2025‘ ein echter Festtag – und das nicht nur am Tag des Holzfällers.
Till Lindemann - Zunge 2025
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