Ich bin ein großer Freund folkiger Klänge. Keine Seltenheit bei Black Metallern, ich weiß, aber ey, immer gegen den Strom schwimmen ist auch ganz schön anstrengend. Der Genre-Begriff schließt zahlreiche Spielarten mit ein, auch naturverbundene und wenig aufsehenerregende Werke. Natürlich nenne ich kurz eines DER Werke, die ich mit rein instrumentalen Alben verbinde, Ulvers ‚Kveldsanger‘ aus dem Jahre 1995. Aber auch in den letzten beiden Jahren erschienen wirklich schöne Alben, die mir im Hinterkopf geblieben sind: Das selbstbetitelte Haarvard und ‚Alster‘ von Forndom sind wirklich schöne Alben, die ich deutlich empfehlen möchte. Thurnin, das Solo-Projekt des Niederländers Jurre Timmer, veröffentlichte bereits im ausklingenden 2023 ein zweites Album, das ähnlich wie das Debüt an mir vorüberzog, nun aber doch ein paar Zeilen erhalten soll.

Dies liegt vor allem an der wirklich schönen Umsetzung und dem Sound, die mir ausgesprochen gefallen. Inhaltlich-musikalisch kann ich nicht wirklich sagen, dass da etwas Neues oder Bewegendes zu hören ist. Naturverbundener, mehrheitlich instrumentaler Folk (wenn man von ein paar chorähnlichen ‚Aaaaaaahs‘ im Hintergrund absieht), der dahinschwebt und laut Schöpfer zusammen mit den von ihm verfassten Gedichten genossen werden soll. Natur, Wald, Transzendenz und Spiritualität – wenn ich mir die Schlagworte der Inhalte aufsage, dann ist das ähnlich spannend, wie die Zusammenfassung der musikalischen Innovationen. Jedoch sind insbesondere die ersten drei Stücke wirklich schön aufgenommene Stücke, die ich mir in sehr vielen Lebenslagen gut anhören kann, sowohl als Hintergrunduntermalung, als auch, und das ist in diesem Genre oft nicht der Fall, bewusst. ‚Útiseta‘ bedeutet eine Stunde Entspannung, Sanftheit, Unaufgeregtheit. Der Hörer bekommt nicht mehr und nicht weniger, die Gitarre im Zentrum, Streicher und Flöten unterstützen zurückhaltend, alles ist eher besänftigend als mystisch. Und irgendwann eben auch ein wenig zu harmlos, vor allem, wenn man eine Stunde lang jegliche Ecken und Kanten vermeidet.

Wer genau diesen Sound sucht, wer nebenher die Gedichte sichten möchte oder eine Untermalung für eine launige D&D Runde sucht, die sicherlich nicht ablenkt, der ist hier genau richtig – zugegebenermaßen aber auch bei hunderten anderer Alben dieses Genres. Wirklich nennenswert und Grund für diese Zeilen ist in meinen Ohren die ungemein warme und gelungene Produktion, die das Album über die Mehrheit ähnlicher Alben hebt. Wem dies reicht, der sollte reinhören. Ich werde Thurnin aber wahrscheinlich vergessen, denn ich wünsche mir mehr Stimmungswechsel, ein paar Ecken und Kanten, kleinere Irritationen oder eben doch Gesang für mein Folk-Bedürfnis.


Thurnin - Útiseta

22.09.2023 / Prophecy Productions


https://thurnin.bandcamp.com/album/tiseta


1. Útiseta
2. Halcyon
3. Særa
4. Acquiescense
5. The Gale
6. Vagabond
7. Remembrance
8. The Seeress
9. Endrborinn