Ein jeder sucht etwas anderes, wenn er sich ein Album zulegt, wenn er zu einem Konzert geht, kurz, wenn er Musik lebt, liebt und zelebriert. Und es gibt sie sicherlich diejenigen, die feengleich über Moos wandern und die liebliche Natur sehen und nur die positiven Aspekte wahrnehmen (können oder wollen). Es gibt sie, die Thurnin Adressaten. Und auch wenn ich gerne durch die Wälder streife und naturverbundene oder -mystische Musik mag, gehöre ich doch nicht zu dem beschriebenen Personenkreis.
‚Harmr‘ wirkt auf mich in jeglicher Hinsicht beliebig und nett (und zwar das schlechte nett). Das beginnt bereits vor dem Hören, denn alleine das Cover wirkt auf mich arg beliebig. Ein (hoffentlich wenigstens nur) von einer AI generiertes Gemälde, das genauso auch Titelbild eines beliebigen Handyspiels sein könnte und alle Farben und Kitschfaktoren beinhaltet, die bei drei nicht auf dem Baum waren. Kometen in verschiedenen Farben, Jahreszeitenwechsel und Eis- oder Kristallsplitter, eine Geisterkatze und ich weiß ja nicht. Das ist ganz schön nicht schön und ich könnte mich ewig aufregen über das Albumcover, aber immerhin bewegt es mich deutlich mehr als der Rest. Denn selbst wenn ich Oberflächlichkeiten an der Oberfläche beiseite schiebe, kann ich nicht tief graben, denn da ist nicht wirklich viel: Sieben Lieder voll harmloser Gitarrenzupferei ohne (viel) Schnickschnack, ohne Gesang, weitere Instrumentierung, irgendwas. Nicht falsch verstehen, da ist alles nicht falsch, das passt schon alles, aber die Zielgruppe könnten all diejenigen sein, die damals bei Blackmore‘s Night dachten „Das ist mir zu opulent, finster und zu aufregend“. Keine Ecken, keine Kanten, nur Gitarre und nett. Und auch das Songwriting möchte um Gottes Willen nicht aufstoßen, alles fließt zuckersüß aus den Boxen und verlässt das Kurzzeitgedächtnis schneller, als Trump Strafzölle sagen kann. Am Lagerfeuer im Hintergrund auf einem LARP oder Mittelalterfest: Bitte, klar, warum nicht? Aber gibt es wirklich viele Menschen, die sich ein solches Album für richtiges Geld kaufen und sich dann bewusst zurücklehnen und lauschen?
Ich bin nicht die Zielgruppe, aber das bin ich als Schreiberling oft nicht und die meisten meiner in den Jahren beschriebenen Alben hörte ich im Nachhinein nur sehr selten oder nie wieder. Oft konnte ich aber erkennen, warum das Album entstanden war, konnte auch Qualitäten in mir eher fremden Genres ausmachen. Dies hier ist aber eines der Alben, bei denen ich so gar keinen Lustgewinn verspüre und darin unterscheidet es sich zu anderen Alben, die einen ganz ähnlichen Ansatz hatten (also ein rein instrumentales Gitarrenalbum): Bei den meisten erkannte ich einen Grund, ein Motiv, eine Fülle von Gefühlen.
Thurmin - Harmr
14.03.2025 / Auerbach
https://thurnin.bandcamp.com/album/harmr
1. Mana
2. Gefera
3. Arcturus
4. Heortece
5. Eitr
6. Fygja
7. Folkvangr