This Morn' Omina haben es geschafft, mich Lügen zu strafen. Beim ersten Teil der Nyan-Trilogie "Le Serpent Blanc ~ Le Serpent Rouge" habe ich mich zu der Aussage hinreißen lassen, dass This Morn' Omina es schwer haben wird, diesen ersten Teil noch zu übertreffen. Das neue Doppelalbum "Les Passages Jumeaux" ist zwar nicht um Längen besser als sein Vorgänger, aber Mika Goedrijk und seine Bandkollegen haben ein noch einnehmenderes Werk geschaffen, das einerseits noch druckvoller ist und andererseits viel mehr unter die Haut geht. Und natürlich wäre es kein TMO-Album, wenn hinter allem nicht ein tieferer Sinn stehe würde. Während "Le Serpent Blanc ~ Le Serpent Rouge" sich mit Gegensätzen beschäftigte, mit der Unterscheidung zwischen Gut und Böse, geht "Les Passages Jumeaux" einen Schritt weiter und hebt diese Unterscheidung auf, erklärt das Ziel zum Weg und zeigt uns unser Unterbewusstsein. Trotz der Aufhebung der Gegensätze haben Teil ein und Teil zwei der Nyan-Trilogie ein gemeinsam: Die Aufteilung in zwei CDs und deren unterschiedlichen Ausrichtungen. CD eins, mit "25°" betitelt, zeigt die kraftvolle Seite von This Morn' Omina. Das neunminütige "Tenet(s) Of On" macht den Anfang und steigert sich zu nehmend in einen Rausch aus Tribal-Rhythmen und elektronischen Eruptionen. Doch das folgende "Ma/I/Nomai" stellt das noch einmal in den Schatten in dem es, ähnlich einem Hardcore-Techno-Track, mit niederschmetterndem Bass fast fünf Minuten um sich ballert. Bei "Doublelionrouti" dringen auf einmal Saiteninstrumente durch und es zeigt eine wesentlich ruhigere Stimmung. "Naasseni" vereint wieder diese ansteckenden, hypnotisierenden Rhythmen mit einer langsamen Melodie und allerlei Geräuschen. Das folgende "(The) World Tree" schlägt dann wieder eine etwas härtere Gangart ein und klingt unnachgiebiger und brachialer, aber ohne die spirituell anmutenden Metren zu vernachlässigen. "Tsidii" und "~ Aemae/Ea/Th ~" ertönen wieder verhaltener und wirken wie die Ruhe nach dem Sturm. Obwohl die Gradzahl im Titel höher ist, wirkt die zweite CD "33°" um einige Klimazonen unterkühlter als "25°". Hier toben sich This Morn' Omina ganz und gar in fast okkult wirkenden Songs aus. Die Trance, in die man nach "25°" gefallen ist, wird mit "33°" regelrecht zelebriert. Hier werden alte Geister beschworen, Urängste durch- und Phantasien ausgelebt. Der Übergang in eine andere Bewusstseinsebene wird vollzogen. Die scheinbare Ausgelassenheit der ersten CD weicht einem tieferen Gewissheit, einem gleichzeitigen Zurückziehen und Öffnen für die Wunder dieser Welt. "Agayu" vereint all das in sich und ist damit auch einer der intensivsten Songs. Zusätzlich zum Doppelalbum erscheint noch die limitierte EP "Au Delà De Tous Les Degrés", die sehr wahrscheinlich bald ausverkauft sein wird. Auf ihr finden sich Versionen der Songs von "25°", wie man es schon von der 3"-Nagash-CD kennt. Obwohl "Les Passages Jumeaux" einen entscheidenden Entwicklungsschritt weiter gegangen ist, erhält das Album die gleiche Punktzahl wie "Le Serpent Blanc ~ Le Serpent Rouge", nämlcih 5,5 Punkte. Denn wer weiß, was der dritte Nyan-Teil zu bieten hat und ein bisschen Luft kann dann nicht schaden.