Redundant kollidierend rockt Bernhard Wöstheinrich aka 'The Redundant Rocker' mit seinem Debütalbum "Collider" in Jam-Session anmutenden Songs von Titel zu Titel ohne dabei wirklich redundant zu erklingen. Doch dazu später mehr. Der Projektname 'Redundant Rocker' steht laut Wöstheinrich für die übergroße Anzahl an Musikern und die Übersättigung des Marktes durch eben diese Gattung, da sie austauschbar und teils überflüssig geworden sind. Er selbst leistet eigentlich selbst einen Beitrag zu diesem Kritikpunkt, wenn man in diesem Fall ganz einfach mal Musikprojekte mit Musikern gleichsetzt. Denn der 'Redundant Rocker' ist das Solo-Projekt neben seinem anderen Projekt Centrozoon. Als RR präsentiert er dennoch etwas neues, so dass dieses neu ins Leben gerufene Projekt durchaus eine Existenzberechtigung verdient. Denn hier vereinen sich Ambient-, Chillout-, Dub-, Rock-, Ethno-, Big Beat-, Techno- und Funk-Elemente, so dass der der Albumname "Collider" praktisch auch das Programm ist, welches auf der CD geboten wird. Da prallen alte und neue Klänge aufeinander, elektronische auf 'handgespielte', live eingespielt und quasi unbearbeitet vs. extrem behandelt und Ohrwurm auf Experiment. Eigentlich also nichts neues, doch der Mix macht's, der durch die gewählte Vielfalt gerade diesen neuen Stil unterstreicht. Denn verwoben ist alles in einer oft Jam-Session-artigen Form, so dass sich nicht unbedingt typische Songstrukturen abzeichnen. Daher wirkt alles eher organisch und lebendig, wozu die jeweilige Ryhthmusspur oft einen großen Beitrag leistet. Zudem taucht auch kein Gesang auf, nur ab und an werden Sprachsamples verwendet, die bspw. bei "Pretender" an die tiefe Stimme von Jean Michel Jarres 'Zoolookology' erinnern. Insgesamt lässt sich "Collider" als interessanter Streifzug durch das "Best- and Worst Of-" aus 30 Jahren Musikgeschichte bezeichnen, wobei aufgrund dessen jede Komposition mit einem kleinen Augenzwinkern zu betrachten ist. "Nuved" grüßt da ganz sicher Kraftwerk; Fatboy Slim und Brian Eno werden auch bedacht, sowie (vielleicht eher ungewollt) Frontline Assembly bei "Gravity". So sphärisch, getragen, und in eine nicht ganz so große Komplexität abdriftend ist es der Ausnahmesong des Albums. Dass der Rocker auch tatsächlich rocken kann zeigt sich sehr wirkungsvoll bei "Curve Killer". Da schrammeln die gesampelten Gitarren zusammen mit dem Schlagzeug und weiteren elektronischen Zusätzen nur so durch die Boxen und vergrößern die Vielfalt, welche die CD kaleidoskopartig in sich vereint. "Have You Seen" setzt dieser Abwechslung als ganz spezieller Beitrag die Schlafkrone auf. Der Titel lässt "Collider" für die bis hierher gehörten Titel sehr kurios aber trotzdem angenehm und absolut chillig ausklingen und beendet damit den Ausflug in die nicht-redundante Verarbeitung verschiedenster Musikstile auf diese spezielle Art. Vielleicht hätte dem einen oder anderen Titel manchmal eine Minute weniger Spielzeit besser getan wie bei der Video-Version von "We're Not Afraid", da beim wiederholten Hören doch vereinzelt kleinere Längen auftreten können. - Das Video ist übrigens Zeichentrick, ähnlich dem Cover, und hat eine auf das Tempo abgestimmte Bildfrequenz; sehr interessant... - Obwohl ich mir einen Nachfolger für "Collider" in dieser Art nicht vorstellen kann, bin ich dennoch gespannt, was Bernhard Wöstheinrich als nächstes plant, denn an mangelnden Ideen sollte es bei diesem Musikangebot eigentlich nicht scheitern.