Nach Frank the Baptist noch so eine biographisch besondere Band für mich: während ihrer 'Whispers in rage' Tour durch Europa 2004 machen die Kalifornier auch Station in Greifswald, MeckPomm. Nicht, weil dies das Mekka der Gothik Gemeinde ist, nein, Greifswald hatte mit der Black Box zum damaligen Zeitpunkt eine der schönsten kleinen Gruftiparties, die ich bisher kennenlernen durfte und The last dance waren mehr aus Sympathie als aus wirtschaftlichen Gründen dem Ruf der beiden Veranstalter gefolgt und ins deutsche Outback gekommen. Ich war damals Teil des Black Box Teams und das Konzert und die Zeit drumherum eine furchtbar schöne Erfahrung mit einer nicht zu kleinen und dennoch sehr nahbaren Band. Nun ist über eine Dekade vergangen, The last dance hatten 2005 mit 'Once beautiful' recht ordentlich nachgelegt, ihren in meinen Ohren besten Hit "Nightmares", das Album 'Whispers in rage' ansich oder den Klassiker "Do you believe in angels" aber nicht mehr erreicht. Dann wurde es still um die Band. Nun halte ich 'Ruins' in den Händen, aber um es vorwegzunehmen: Das Album erlebe ich weniger als Zeitreise sondern als solide Veröffentlichung mit einigen Fehlern, die mir das Hörvergnügen an manchen Stellen ruinieren.... das ging schon einmal sehr viel besser! 'Ruins' leidet bis zum Abschlusssong "Still waters" an zwei grundlegenden Dingen: Songwriting und Produktion. The last dance hatten von Beginn an ein Faible für gefühlvolle und sehr liebe Stücke, die häufig die Grenze zum Kitsch nicht nur streiften. Auf 'Whispers in rage' fand sich eine ganze Ecke mehr Kraft in den Melodien, die die Qualitäten der Band noch deutlicher unterstrich. Wo sind Gefühl und Kraft aber auf 'Ruins'? Natürlich ist die Produktion hauptverantwortlich für den faden Beigeschmack, aber auch die Melodieführung ist über weite Stecken nur ein The last dance light. Dabei sind alle Elemente ihres bisherigen Schaffens enthalten: Goth Rock typischer Gesang, Ricks altmodisch fließendes Gitarrenspiel, ein wenig weiblicher Gastgesang, Bass/Drum Fundament gepaart mit einer sich nicht in den Vordergrund drängenden Elektronik. Doch fehlt mir an vielen Stellen das Herzblut, die Abwechslung und die konsequente Umsetzung der durchaus vorhandenen Ideen."Mesmerize", "Edge oft he world"oder "Thoughtless" - da finden sich einige Lieder, dich mich leicht hätten erobern können. Doch irgendwie will der Funke nicht überspringen und ich bin mit nach einigen Durchläufen nicht sicher, ob nur die Produktion ursächlich ist (auch wenn ich das Gefühl nicht loswerde, dass die Abwechslung deutlich bemerkbarer wäre, wenn die Produktion die Besonderheiten einzelner Songs transportieren würde). Vor allem beim Gesang war ich über das schwache Ergebnis oft erstaunt: Jeff Diehm klingt an einigen Stellen klar, kraftvoll und so wie man ihn eben kennt (zum Beispiel bei "Cages" oder "Thoughtless"). Doch manchmal wirkt die Stimme dünn ("Missing") oder im Zusammenspiel mit Bandkollegen neben der Spur (im Refrain von"KatSong"). Der weibliche Gastgesang bei "Still" ist quitschig und schwer erträglich, beim folgenden "Edge oft he world" dann aber angenehm. Diese unklare Linie setzt sich in der Produktion fort: bei "Edge oft he world" klingt die Gitarre dünn, bei "Medicine" wieder gut herausgearbeitet, treibende Drums zu Beginn von "KatSong" werden kleingeregelt, der eigentliche Drumsound im Songverlauf aber wieder sehr dominant in Szene gesetzt. "Scars" setzt auf ähnliche Synthklänge wie damals "Nightmares", diese werden aber in den Hintergrund gemischt. Und nun zu "Still Waters": Ich kann mir richtig vorstellen, wie Band und Produzent zusammensaßen und sich berieten: "Sollen wie den Leuten doch nochmal zeigen, wozu wir wirklich in der Lage sind?" - "Ja, aber nur einen Song" - "Na gut". Und dann zeigen The last dance noch einmal das, wofür ich sie mag: einen abwechslungsreichen Sound, Sound- und Stimmungswechsel, Akustikgitarrenintro, Chöre, die perfekte Mischung aus Goth Rock, Elektronik und schmachtendem Folkelementen, ständige Wechsel im Schlagzeugspiel, eine Melodie voller zerbrechlicher Emotionen, eine dennoch deutliche innere Kraft - großartig und das alles wirklich glasklar und perfekt abgemischt. Ich musste zuerst nachschauen, ob ich ein anderes Album höre oder einen Bonussong aus einer anderen Phase, aber nein, dieser fantastische Fremdkörper schließt ein durchwachsenes Album ab. Sehr sehr seltsam. Es folgt als Bonustrack noch ein Remix des 2005er Songs "Desperately Still" der allein durch die transparente und etwas druckvollere Produktion einige vorausgegangene Songs abhängt - hätte ich nur die letzten beiden Lieder gehört und von ihnen auf das gesamte Album geschlossen wären 5 Punkte sicher herausgekommen. Ich mag The last dance weiterhin, ein eher schwaches Album macht mir die schönen Erinnerungen und das bisher Geleistete nicht kaputt. "Still waters" wird definitiv noch oft gehört werden.... das Album 'Ruins' aber werde ich wohl vergessen.