The Future Sound Of London - Dead Cities

Diese CD hat nun schon einige Jahre auf dem Buckel und ihren eigenen Status hat sie auch schon inne. Genauso verhält es sich auch mit Lifeforms, dem zwei Jahre früher erschienem Werke F.S.O.L.s. An dieser Stelle erst einmal einige Infos zu „The Future Sound Of London“: „The Future Sound Of London (FSOL“) besteht aus Garry Cobain und Brian Dougans, die sich in den 1980er Jahren in Manchester kennen lernten. Einflüsse lassen sich eine Menge nennen wie beipielsweise acid house, ambient, 60´s psychedelica und so weiter. Ihr erster Longplayer „Accelerator“ 1991 war noch recht tanzflächenorientiert. Doch schon mit der Doppel CD „Lifeforms“ verabschiedete man sich vom Dancefloor und releaste ein Ambientalbum erster Güte. War ISDN 1995 schon verschroben und düster, so wurde der ganz eigene F.S.O.L Stil mit „Dead Cities“ meiner Meinung nach perfektioniert. Hier trifft wirklich jeder Song ins Schwarze. Nach dem einführenden Herd Killing folgt auch schon der Titeltrack „Dead Cities“ mit den Worten: „I had killed a man...a man who looked liked me.“ Und schon beginnt der Albtraum, in den man hineingesogen wird. Ein nervöser Beat wird von düsteren Keyboardflächen untermalt. Und so bleibt der Song im Prinzip auch. Mal verschwinden die Flächen und werden von Melodiefragmenten abgelöst. Doch die düstere und surreale Stimmung bleibt erhalten. Das gilt für das ganze Album. Verwegen, experimentell, grotesk, endzeitlich. So ist die Welt von T.F.S.O.L.. Zumindest was dieses Album anbelangt. Es folgt „Her Face Forms In Summertime“. Driftende Gitarrenklänge, die in ihrem eigenen Wiederhall zu verschwinden scheinen, fortgetragen vom Winde. Es ist unfassbar, was mir für Bilder durch den Kopf gehen, wenn ich diesen Song höre. Eine perfekte Namensgebung, wie ich finde. Der ganze Song wirkt in der Tat warm. Aber er klingt so sehr nach Zeit, die verrinnt. Das mag an dem waberndem Sound liegen, der diesem Song inne wohnt. Er driftet nur so dahin. Dazu die langsam untergehende Sonne, die das verseuchte Meer in ein unheilvolles Rot taucht. Und immer diese Gedanken an ihr Gesicht aus Zeiten, in denen der Planet noch belebt war, man ein glückliches Leben führte. Noch nicht abgelöst von Tristesse und Verfall. Der Kontrast zu „We Have Explosive“ könnte kaum größer sein. Ein sofort einsetzender Breakbeat und piepsende Geräusche reißen den Hörer aus der Lethargie. Bigbeat par excellence. Ich kann nicht anders als dieses Lied mit einer Fahrt in einem futuristischem Gleiter zu assoziieren. Das liegt ganz einfach daran, dass dieser Song in dem auf der Playstation erschienen Future-Racer „Wipeout 2097“ Verwendung fand. Ein immer noch grandioses Spiel mit einem fast noch besserem Soundtrack (Fluke, Chemical Brothers, Prodigy, Underworld etc.). Nach „We Have Explosive“ hat es sich dann aber auch mit den treibenden Krachnummern. Was folgt, ist sehr ambientartig und geht stark in Richtung „Lifeforms“. „Everyone in the World is doing something without me“ kommt schon fast sakral daher. Es verbreitet pure Einsamkeit. „My Kingdom“ ist dann wieder Rhythmus-betont und versetzt den Hörer in einen Dschungel, in dem irgendetwas Unheimliches zu hausen scheint. Paranoide Atmosphäre. In „Max“ dominiert die Ruhe. Melodisch, fast harmonisch, ohne einen Rhythmus driftet man für eine kurze Zeit von dannen und lässt die Gedanken fortgleiten. Tja, wer hätte gedacht, dass Zeitlosigkeit nur 2:49 Minuten dauert. Hervorheben möchte ich noch „Quagmire“, was fast unmöglich zu beschrieben ist. Vom Rhythmus her ein wenig Breakcore und viel Jazz, dazu Buschtrommeln, etwas nach Bläser klingendes und viele merkwürdige Sounds. Nach irrwitzigen fünf Minuten klingen die letzten 2 Minuten dann mit einem bunten Durcheinander von hellen Sounds aus. Das epische und 7:32 Minuten lange „Yage“ ruft wieder Dschungelszenarien hervor und wirft dann gegen Ende auch noch ein wenig Orientflair in den Topf. Ich will auch erst gar nicht weiter versuchen, dieses Hörerlebnis genauer zu beschreiben. Was immer sich vor dem geistigen Auto abspielt: seien es Hochhäuserschluchten, die langsam verwittern, ein undurchdringlicher Dschungel, in dem Unheil lauert, welches von unbekannten Wesen ausgeht, die bizarre Geräusche von sich geben oder was auch immer. Diese CD will selbst erlebt werden. „The Future Sound Of London“ haben es geschafft, eine CD zu produzieren, der man ihr Alter nicht anmerkt, wie es bei so vielen Realeases dieser Zeit der Fall ist. Es ist eine eigene Klanglandschaft...oder noch besser Klangwelt, in der man nicht den Eindruck bekommt, irgendetwas klänge ausgelutscht oder schon woanders unzählige Male gehört. Ich komme nicht umhin, dieser CD folgendes Prädikat zu verleihen: Klassiker!

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