Wenn man sich die aktuelle Ausgabe des Referenzsamplers in Sachen Electropop – die Conzoom Compilation „Electropop 9“ zu Gemüte führt, gewinnt man nicht zu Unrecht den Verdacht, die ambitionierten Synthpopper der Neuzeit setzten zunehmen auf immer dichtere Beatgewitter, mit denen die teils recht sparsamen Melodien zugunsten maximaler Clubtauglichkeit überdröhnt würden. Hört sich alles nicht schlecht an, doch bisweilen arg vorhersehbar und wenig spektakulär.
Eine lobenswerte Ausnahme bildet dabei das Ein-Mann-Projekt „The Flood“, hinter dem sich Markus Hof verbirgt. Sein waviger Synthiepop setzt primär den Fokus auf unkonventionelle Melodieverläufe, dezent gesetzte Gitarrenriffs und einen Gesang, der in seinen stärksten Momenten durchaus an Veljanov/Heppner erinnert. Auf dem thematisierten Sampler sorgt „The Flood“ mit einem Remix des poppigsten Albumtracks, „The Right Time“, für Furore und macht definitiv neugierig auf das bei „Danse Macabre“ erschienene Album. Der eingängige Opener (nach dem Intro) beginnt instrumental reduziert, löst sich dann jedoch in einen grandios-harmonischen Refrain auf: „Here we are, this is it, I’m still young, I’m still fit, you change my world one more time, you change my world, it is mine“. Nicht nur lyrisch öffnen sich hier die verhangenen Wolken und legen den Horizont für einen heiter bis wolkigen Grundtenor frei, der große Teile der ersten Albumhälfte dominiert. Auch „Never Wanted“ und vor allem das von der Voarb-EP bekannte „High Above“ erzeugen gleich beim ersten Hören eine Langzeitwirkung, ohne dass man sich über Simplizitäten jeglicher Art ärgern müsste.
Markus schafft es samt seiner Mitstreiter Manuel Richter und Tom Haubner, die beide jeweils bei einigen Tracks mitwirkten, ein komplexes Soundbild zu erzeugen, das dennoch eine heimelige, vertraute Stimmung vermittelt. Ein kleiner Bruch erleidet das Album nach dem Instrumental „Sunrise“, das die düstere zweite Hälfte von „In Love Or Despair“ einläutet. Die Pianoparts nehmen in ihrer Häufigkeit zu, bei „Don’t miss you“ rückt sogar die Gitarre in den Vordergrund und Markus’ Gesang ertönt nun noch eine Spur dramatischer und facettenreicher. Zum Glück ist mit dem nostalgischen „Back In 1989“ an Position 12 noch ein versteckter Hit vertreten, der kurz vor der finalen Ballade „Don’t Speak So Loud“ erneut das ganze Repertoire des professionellen Debütalbums auffährt. Über dem ganzen Lied schwebt eine eigenartige, melancholische Atmosphäre, die zwischen nostalgischer Reminiszenzen an vergangene Zeiten und hektischer Suche nach dem Glück in der Moderne changiert. „I haven’t found what I have lost.... back in 1989...“
Ich habe aber etwas gefunden, nämlich richtig gute, weil einzigartig fesselnde Musik von „The Flood“. Von diesem Newcomer dürfen wir noch einiges erwarten.