Hinter Terminal steckt der südafrikanische Fotograf, Sänger und Multi-Instrumentalist Thomas Mark Anthony. Nachdem er eine Zeit lang in den USA und Kanada lebte, kehrte er zurück nach Pretoria, um mit seinem Projekt den Siegeszug um die Welt anzutreten. Unterstützt wird Thomas von den amerikanischen Musikern David Ross Phillips an den Keyboards und Jess Choi an den Drums. So flatterte mir also nun das Debütalbum des Trios, welches „Blacken The Skies“ genannt wurde in den digitalen Briefkasten. Die Band positioniert sich klar gegen Kapitalismus, Diktaturen, Meinungsbeschränkung, Rassismus und lässt das auch in jedem Titel erkennen. Es wird also politisch. Flugs die Öhrchen geputzt und reingehört. Um des häuslichen Friedens willen setze ich die Kopfhörer auf und lausche dem Album, welches mit insgesamt 34:21 Minuten bei 12 Titeln doch recht kurz ausgefallen ist.

„The Course of Empire“ bildet den düsteren, unheilsverkündenden Einstieg. Drohende Klänge umgeben den pulsierenden Untergrund. Das schaukelt sich zu einem zischenden Sound heran. Und dann, ja dann ist es auf einmal ruhig. „Terror Ride“ steigt mit beißenden Geräuschen und zerfetzten Gitarren ein. Die verwendeten Maschinensounds verbreiten eine Unruhe, in der die monotonen Drums  an einer eher klassischen Songstruktur Strophe-Refrain festhalten. Der Titel ist ganz ok und so langsam kommt mir der Verdacht, dass wir uns stilistisch wieder eher in den 90er Jahren bewegen. „Deadline“, zu dem die Band auch ein Video produzierte, geht dann schon etwas unaufgeräumter zu Werke. Der eher ruhige Einstieg löst sich in einem melodischen Refrain auf, nur um die eben aufgebaute Harmonie wieder mit eingestreuten Synths aufzubrechen. Die Gitarre ist etwas mehr in den Hintergrund getreten. Dieser Song wurde aufgrund seiner Gefälligkeit und zeitgemäßen Message sicher nicht umsonst als Videotrack gewählt. Anschließend empfängt mich „Fault Line“ mit einem schleppenden Beat, sehr sparsam instrumentiert, nur verträumt einsetzende Klangfetzen stören die düstere Harmonie. Auch der Refrain bricht glücklicherweise nicht mit der Stimmung des Titels. Konnte ich mich eben noch schön verträumt zurücklehnen und lauschen, reißt mich „Crackdown“ nun aus der trügerischen Ruhe. Jetzt geht es wesentlich elektronischer zu Werke als bei den Titeln zuvor. Das ist per se für mich schon ein Aufhorcher. In seinem Durchmarsch ist der Titel sehr gelungen. Mit „Extrajudical“ findet sich ein sehr spärisch gehaltenes Interlude, dass tatsächlich zum Träumen einlädt und leider viel zu schnell wieder vorbei ist. Ein Menschenmengen-Sample empfängt mich zu „Dance Fall Pray“ Hier dominieren eindeutig die elektronischen Sounds, welche den Drumpart für meinen Geschmack etwas zu sehr überlagern. Daher klatschen die Rhythmusgeber etwas hintergründig. Am ehesten könnte man „Dance Fall Pray“ mit einem sehr dreckig instrumentierten Stück Gothic vergleichen. Leider gehen zum Ende des Titels hin die Ideen etwas verloren, wodurch er sich trotz kurzer Laufzeit in die Länge zieht. „Needle Park [Time to Die]” fällt durch einen guten, vom pulsierenden bassunterstützten Basedrum gekennzeichneten Beat auf. Hier ist nichts zugekleistert, alles ist klar und fein strukturiert, um sich dann in einem, mit hohen Synths schwebenden Refrain zu ergehen. Bei diesem Song passt wieder alles zusammen. Der Refrain bleibt gefällig im Ohr. Endgültig in der Elektronik verankert sich „Riot Shields“. Dieser wütende, aufwühlende Song bildet sich aus maschinellen Sounds und einer starken, treibenden Struktur. „Godfire“ stellt sich mir mit einem arabisch angehauchten Intro vor. Im Refrain brechen elektronische Chorsamples auf, um den Titel dann in den minimalistischen Strophenteil zurückfallen zu lassen, ohne dabei jedoch langweilig zu werden oder die Stimmung des Liedes zu gefährden. Auf fast jedem Album hat man ja einen Favoriten. Und meiner kommt jetzt „TRMNL“ verspricht von Beginn an Großes und weiß dies auch durchaus zu halten. Der gesamte Song trägt sich durch verzerrte Sounds und Stimme. Hier fahren „Terminal“ (wer bemerkt es, na?) alles auf, was sie bis jetzt nur angedeutet haben. Ich empfinde es als angenehm, dass Thomas` Stimme hier durch den ein oder anderen Effekt gejagt wird. Dieses Stilmittel könnte die Band viel stärker nutzen. „TRMNL“ ist ein kalter Song, wie ich es mag. Er verstört mich ein wenig und lässt mich immer wieder Neues im Soundgewabber erlauschen. „Collateral Damage“ als Outro besticht wieder durch getragene, wundervolle Flächen. Diese Oberfläche wird von „Störgeräuschen“ aufgekratzt, bis sich langsam ein Beat Bahn bricht. Und auf einmal ist alles vorbei.

Ok, wie fühl ich mich nun, knapp 35 Minuten später. Es ist so, dass zwei Herzen in meiner Brust schlagen. Hinter mir liegt ein beachtliches Debütalbum, was mich aufgrund der dargebotenen Bandbreite wirklich beeindruckt. Klar vorherrschend ist der Industrial in verschiedensten Facetten. Stellenweise erkennt man EBM, Dark Rock, Gothic Rock, Wave und gar Synthie-Pop. Und all das passt wunderbar stimmig zusammen. Leider habe ich ein Problem damit, dass die Titel mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 03:30 Minuten ziemlich kurz gehalten sind. Wenn dies ein stimmiges Bild ergibt, dann ist das auch unproblematisch. Aber hier ist einfach von einer auf die andere Sekunde Schluss. Es fehlt gefühlt irgendwie ein Stück Lied. Mir erschließt sich auch nicht, warum die Band die, allesamt gelungenen, Instrumental-Parts zwar als musikalische Intros konzipiert hat, aber dann einfach so enden lässt, um thematisch ganz woanders hinzugehen. Musikalisch fehlen darüber hinaus hier und da noch ein paar Ecken und Kanten, um wirklich als eigenständiges Kunstwerk zu gelten. Man muss auch nicht jeden Einfluss verarbeiten und jede Schiene bedienen, manchmal tut es eben gut, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und die liegen hier eindeutig in den eher elektronischen Songs der zweiten Albumhälfte, die in sich wesentlich stimmiger daherkommen als der erste Teil. Auf jeden Fall ist jedoch der Grundstock gelegt, das Handwerkszeug vorhanden und die Ausgangssituation ist die denkbar Beste. Jedem geneigten Electrohead empfehle ich mal in „Blacken The Skies“ mal reinzuhören und sich selbst eine Meinung zu bilden. Sicher jedoch braucht man mehr als einen Anlauf, damit das Album wirkt. Erhältlich ist das Album als digitaler Download und als CD - Version.

Anspieltipps sind: Fault Line, Needle Park [Time to die], TRMNL und Collateral Damage