Die Grenzen zwischen Wahnsinn, Kunst und beschworenem Jenseits waren wohl selten so durchlässig. Am 18. Juni 2025 erscheint mit Nyarlathotep And Other Tales Of Cosmic Dread ein Album, das mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Hinter dem düster-mythischen Titel stecken niemand Geringeres als David Thrussell und Flint Glass – zwei Meister der dunklen Elektronik, die sich offenbar zu einer rituellen Klangbeschwörung im französischen Nirgendwo getroffen haben.
Das Setting klingt wie aus einem Horrorfilm, den H. P. Lovecraft nie zu schreiben wagte: Ein verfallenes Landhaus, ein Kreis aus Kreide, ein apathischer Thrussell, der tagelang fastet und Elektroden an den Schläfen trägt. Um ihn herum: Gwenn Tremorin alias Flint Glass, der mit alten Synthesizern und obskuren Apparaturen hantiert. An den Wänden: zerrissene Seiten aus Lovecraft-Bänden, von Kerzenlicht flackernd beleuchtet. Das Ergebnis? Nun, genau das weiß niemand so genau. Nur ein einziger Track ist bisher öffentlich zugänglich – und der besteht fast ausschließlich aus gesprochenem Text, raunend und beschwörend, wie ein audiophiler Kultleiter auf Sendung. Von Musik im klassischen Sinne keine Spur – dafür jede Menge Atmosphäre, Stille, Schwere. Die Art von Dunkelheit, bei der selbst Schatten nervös werden. Wie der Rest des Albums klingt, bleibt Spekulation. Sind es experimentelle Soundscapes? Dark Ambient? Eine Art rituelle Klangbeschwörung in fünf Akten? Oder einfach das akustische Protokoll eines gelungenen Kontakts mit dem Jenseits?
Thrussell selbst kann sich laut eigener Aussage an nichts erinnern. Tremorin schweigt sich aus. Was auf dem Album zu hören sein wird, wurde weder bearbeitet noch produziert – keine Politur, kein Schönklang, kein Filter. Nur das rohe Material, das in jener Nacht entstanden ist. Ob das Genie ist oder Wahnsinn? Vielleicht beides. Klar ist nur eins: Dieses Album wird vermutlich kein Wohlfühlmoment. Es wird ein Erlebnis. Und zwar eines, das möglicherweise mehr mit Geisterbeschwörung als mit klassischer Musikproduktion zu tun hat.
Tentakel trifft Tonband – Neues Lovecraft-Album von Thrussell & Flint Glass

Mit zugenähtem Mund zum EBM-Statement – Muteness von Synapsyche ist da

Manche schweigen, weil sie nichts zu sagen haben. Andere, weil sie es nicht dürfen. Und dann gibt es Leute wie Donald Trump – die sagen zu allem etwas, selbst wenn sie von nichts eine Ahnung haben, dafür aber von sich umso mehr. Doch während Trumpi mit endloser Wortdiarrhoe das Netz zum Glühen brachte, setzen Synapsyche auf das genaue Gegenteil: eine musikalische Abrechnung mit dem gefährlichen Schweigen. Muteness ist keine Meditation über innere Einkehr – es ist ein Protest gegen das stumme Erdulden. Und der hat ordentlich Bass unterm Hintern.Nach dem krachenden Deafness ist Muteness nun der ...
Mansur – Pentatonic Ruins: Klangrituale im Zeichen der Sterne

Wie klingt es, wenn sich ein musikalischer Alchemist, ein Ritualklang-Experte und eine betörende Stimme auf ein tranceartiges Klangexperiment einlassen? Die Antwort lautet: Pentatonic Ruins. Mansur – das Projekt von Jason Kohnen (bekannt von The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble und The Lovecraft Sextet), Dimitry El-Demerdashi (ex-Phurpa) und Sängerin Martina Horváth – veröffentlichen mit dieser Platte bereits ihre fünfte Reise ins Klangreich über Denovali. Pentatonic Ruins ist kein klassisches Album mit neuen Stücken, sondern eine Art musikalischer Séance: Eine Adaptionssammlung bestehender Mansu...