Manche schweigen, weil sie nichts zu sagen haben. Andere, weil sie es nicht dürfen. Und dann gibt es Leute wie Donald Trump – die sagen zu allem etwas, selbst wenn sie von nichts eine Ahnung haben, dafür aber von sich umso mehr. Doch während Trumpi mit endloser Wortdiarrhoe das Netz zum Glühen brachte, setzen Synapsyche auf das genaue Gegenteil: eine musikalische Abrechnung mit dem gefährlichen Schweigen. Muteness ist keine Meditation über innere Einkehr – es ist ein Protest gegen das stumme Erdulden. Und der hat ordentlich Bass unterm Hintern.
Nach dem krachenden Deafness ist Muteness nun der zweite Teil ihres dreiteiligen Konzepts rund um das Thema „Miscommunication“ – und wenn die Band so weitermacht, wird der finale Teil vermutlich nur noch mit Sirenen, Morsezeichen und einem Megafon kommunizierbar sein. Der Titeltrack startet direkt mit dem Energielevel einer auf Koffein gezüchteten EBM-Ameise. Die Beats? Brutal. Die Synths? Schneidend wie eine frisch gewetzte Zunge. Die Vocals? Mal Growls, mal clean, dann wieder halb gerappt – wie ein Wutausbruch in drei Sprachen gleichzeitig. Wer da noch still auf der Couch sitzt, hat vermutlich die Bassbox falschrum angeschlossen.
Und dann kommt sie: die düsterverführerische Coverversion von Fleetwood Macs "Little Lies". Wer dachte, diese Nummer könne nicht in schwarzem Latex und mit Blitzen in den Augen neu erstrahlen, wird eines Besseren belehrt. Synapsyche machen aus dem weichgespülten Klassiker ein tiefdunkles Elektrobeben mit hohem Verwirrungsfaktor: Ist das jetzt sexy? Bedrohlich? Oder einfach genial daneben? Die Antwort ist: ja. Als Bonus gibt’s den "Anti Manifesto"-Remix von Statik Sekt – und der ist so gnadenlos, dass man beim Hören kurz den Eindruck bekommt, dass irgendwo in der Welt eine Autobatterie explodiert ist. Industrial in seiner rohen Form – und herrlich tanzbar dabei.
Wer nach dieser EP noch stumm bleibt, ist entweder taub, feige oder bereits Teil des Problems. Muteness ist kein Soundtrack zum Wegdösen – es ist ein elektronischer Vorschlaghammer mit Haltung. Und der schlägt mit voller Kraft auf das dünne Eis des kollektiven Schweigens.
Mit zugenähtem Mund zum EBM-Statement – Muteness von Synapsyche ist da

Zwischen Liebe, Fluch und Perfektion – das neue Album von This Eternal Decay

Während sich Leipzig gerade wieder im alljährlichen Schwarzlicht-Rausch verliert, Korsetts gegen Bierbänke kämpfen und zwischen Szene-Ikonen, Einhorn-Gruftis und Industrial-Veteranen das große Schwarzsehen zelebriert wird, haben This Eternal Decay längst zugeschlagen: Am 5. Juni 2025 erschien ihr neues Album Absølutiøn – und es ist so dunkel, sinnlich und melodramatisch, dass selbst der düsterste Friedhofsromantiker auf der Agra plötzlich kurz innehält und denkt: „Huch, das fühlt sich an.“Das italienische Trio bleibt seinem Stil treu, verpasst ihm aber noch eine extra Portion Emotionalität – i...
Tentakel trifft Tonband – Neues Lovecraft-Album von Thrussell & Flint Glass

Die Grenzen zwischen Wahnsinn, Kunst und beschworenem Jenseits waren wohl selten so durchlässig. Am 18. Juni 2025 erscheint mit Nyarlathotep And Other Tales Of Cosmic Dread ein Album, das mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Hinter dem düster-mythischen Titel stecken niemand Geringeres als David Thrussell und Flint Glass – zwei Meister der dunklen Elektronik, die sich offenbar zu einer rituellen Klangbeschwörung im französischen Nirgendwo getroffen haben.Das Setting klingt wie aus einem Horrorfilm, den H. P. Lovecraft nie zu schreiben wagte: Ein verfallenes Landhaus, ein Kreis aus Kreide, ...