Hier in Niedersachsen gibt es nicht nur Felder voller Gülle und plattes Land, sondern auch so einige bezaubernde Moore. Und wer voller Wonne durch ein solches Feuchtbiotop schleicht, besonders in der Abenddämmerung, für den könnte die zweite Sammlung der Tales under the oak eine echte Bereicherung darstellen: Das Dungeon Synth Projekt aus Berlin hatte im letzten Jahr mit ‚The toad king‘ bereits ein wunderschönes Album herausgebracht, doch ‚Swamp kingdom‘ lässt das Moor noch mehr in der Abendsonne leuchten. 

Besuchen wir also die breitmäuligen Hauptdarsteller dieser halben Stunde akustischer Magie in ihrem geheimnisvollen Reich. Wir hören Keyboardklänge und vernehmen Samples von quakenden Amphibien – alles ist sehr harmonisch gehalten, wenig opulent. Für mich trifft Dungeon Synth ja oft Synapsen, die sich bei mir im Jugendalter mit dem Spielen von 8-Bit und 16-Bit Spielen, insbesondere aus dem Fantasy- und RPG-Bereich, entwickelt hatten und Tales under the Oak verorten sich zielsicher in Chrono Trigger Gefilden, vielleicht mit einem Hauch Secret of Mana. Da die Spiele aus dem Hause Squaresoft (heute Square-Enix) in dieser Phase die (absolut subjektiv) schönsten Stücke für fantastische Abenteuer beinhalteten und gerade Chrono Trigger (neben dem sechsten Teil der Final Fantasy Reihe) meinen Lieblingssoundtrack enthielt, fühle ich mich ungemein geborgen bei Tales under the oak. Wer mit diesen Spieleklassikern nichts anfangen kann, dem ist mit meinen Ausführungen nicht viel geholfen, aber ich versuche es so zu beschreiben: Alles ist eher ruhig, leicht mystisch und nicht ganz greifbar. 

Die enthaltenen Stücke sind eher gemächlich, für das Genre typisch repetiv und bieten kaum Perkussions, und wenn, dann sind diese eher in den Hintergrund gemischt. Und dieser Sound passt perfekt zu Bildern eines Krötenkönigreiches in einer Erzählung voller Magie. „The mythic mire“ und „Peculiar shapes“ gefallen mir wirklich ganz besonders, das Album ansich ist aber auf Gesamtlänge ein Genuss ohne eine einzige Minute, die zu viel wäre – eine halbe Stunde wegträumen. Und auch das Artwork des Albums, das schlüssig an das Debüt anschließt, passt perfekt – es ist schön, mitzuerleben, wenn es ein Projekt in diesem Genre schafft, sich einen eigenen Sound zu erschließen, diesen mit einer stringenten Optik und inhaltlichen Verortung zu kombinieren und dies auf folgenden Alben weiterzuentwickeln. 

Ich bin sehr gespannt, was und der Froschkönig und seine Vasallen in der Zukunft noch so alles zu berichten haben. In diesem Jahr fiel die bisherige Ausbeute für meine Musik-Sammlung eher bescheiden aus – vielleicht auch ganz gut so, denn wenn jedes Jahr wie 2021 sein würde, wäre mein Konto bald leer und ich bräuchte einen Anbau für die Scheiben, die sich da ansammeln würden. Die diesjährigen Tales under the oak haben mich aber berührt und ich würde mich freuen, wenn sich noch der ein oder andere Leser durch diese Zeilen animiert in das Königreich in den Sümpfen wagt. Daumen hoch und ich freue mich, wenn die Kassetten bei mir eintrudeln. 

Tales under the oak - Swamp Kingdom Eigenproduktion
Dark Age Productions / 7.08.2022
https://talesundertheoak.bandcamp.com/album/swamp-kingdom
01. Entering the croaked forest
02. Secret of the mushroom wizard
03. The mystic mire (feat. Frost Clad)
04. A dangerous knowledge
05. Perculiar shapes
06. Elder swamp
07. May his reign be eternal