Tim Kniep und Philipp Münch alias Synapscape kann man wahrlich nicht zu den unbedeutenden Künstlern der Industrial/Noise-Szene rechnen. Sowohl Synapscape als auch die verschiedenen Projekte (wie z.B. Ars Moriendi, Blendwerk oder Templegarden's), an denen sie beteiligt sind, dürften vielen bekannt sein. Ihr fünfter Longplayer "Raw" enthält verschiedene, meist noch unveröffentlichte Songs, die zwischen 1994 und 2001 entstanden sind. Darunter sind auch einige Sampler-Beiträge, an die bis jetzt nur schwer heranzukommen war. So zahlreich wie die Jahre, über die die Songs geschrieben wurden, so groß ist auch ihre Vielfalt. Mit "disrevieled" und "sorrow" beginnt das Album noch eher gedämpft und monoton. Letzterem hört man sein Alter (von 1994) an, klingt er doch noch nicht ganz so geballt und kraftvoll, wie das spätere Material. Den direkten Vergleich kann man gleich mit dem darauf folgenden und fünf Jahre jüngeren "anti part" ziehen. Extrem druckvoll und mit metallenen Beats geht's hier richtig zur Sache. Gerade diese Unterschiede aus dem musikalischen Überblick über 7 Jahre Synapscape machen "Raw" so interessant. Wie schon die Vorgängeralben so ist auch "Raw" nicht unbedingt etwas für jedermann sondern setzt seine eigenen Maßstäbe. Für die einen wird es nur willenloser Krach sein, für andere die Offenbarung. Wer sich diesem Album langsam nähern will, sollte mit "3rd in the orbit" beginnen und sich von da an durch die CD hören. Ab diesem Track geht es etwas ruhiger zu und der geneigte aber noch unwissende Hörer wird nicht gleich ins kalte Wasser gestürzt. Einziges Manko ist der Gesang. Zwar passt die verzerrte Stimme optimal zu den Songs, nur mit dem Verstehen gibt es so einige Probleme. Hier muss man schon einige Konzentration aufwenden. Wer einmal den Zugang zu "Raw" gefunden hat, wird die Vielschichtigkeit der einzelnen Songs erkennen und immer wieder Neues entdecken. Also nichts wie ab in dieses Abenteuer surrealistischer, elektronischer Klänge!