Suidakra haben eine lange Reise hinter sich – 2006 veröffentlichten sie im elften Jahr ihres Bestehens das nunmehr achte Album „Caledonia“ und erfreuen sich eines guten Namens in der Metalszene. Wer die deutsche Band live erleben durfte weiß auch, daß es eine ursympathische Truppe ist, die fern der aufgesetzten Images und gezwungenen Finsternis Musik mit und für die Fans machen. Im Zentrum der wechselnden Bandbesetzung steht Arkadius Antonik. Aus seinem Vornamen, der kein Pseudonym ist, entstand auch der Bandname, und er besetzte über die Jahre diverse Posten der Band, meist aber den Gitarren- und Gesangsposten. Wie auch immer man zu den älteren Releases oder den Alben der jüngeren Zeit steht, die sich stilistisch und auch qualitativ durchaus als wechselhaft erweisen, gab es doch zwei Alben, die über jeden Zweifel erhaben sind: das 2000er Werk „The Arcanum“ und der Nachfolger „Emprise to Avalon“ von 2002. Und weil „The Arcanum“ mir noch deutlich mehr gefällt folgt nun die Besprechung dieser CD. Als Metalfan tendiert man oft dazu, Bands in Sparten schieben zu wollen, sie nach Aussehen, Symbolik und Auftreten zu bewerten und nach stundenlanger Analyse der Musikrichtung zu mögen oder nicht. Mag man Keyboards? Stören Folk-Elemente? Sind die Gitarren schön schrill oder doch eher tiefer gestimmt? Krächzen, Grunzen oder doch eher pathetischer Männergesang? Und dann erst der „true“ Faktor, der geklärt werden muss. Wenn man „The Arcanum“ hört sollte man sich von all diesem lösen – selten erschien ein Album, daß so gut zeigte, wie man eine Melange aus all diesen Elementen macht. Folk Metal mit Blackmetal Einflüssen und Heavy Riffing. Ab und an ein Death Kleckser – kurz zusammengefasst: Eine Band, die sich in allen Läden bediente und daraus ein absolutes Killeralbum schmiedete. Die damalige Bandbesetzung: Arkadius, hier für E- und Akustikgitarren zuständig, keift sich mitreißend durch die Textpassagen, der zweite Gitarrist Marcel unterstützt mit gnadenlos gutem cleanen Gesang. Dani, als einzig weibliches Mitglied, haut stimmungsvoll in die Tasten (und zwar nur in homöopatischen Dosen, wodurch die Keys eine echte Bereicherung sind und an keiner Stelle kitschig klingen), ein F.T. bedient den Bass und Moeller prügelt gnadenlos tight und gut auf das Schlagzeug ein. Vor allem in den stimmungsgeladenen Passagen erweist er sich als 1A Drummer, dessen spiel allein bereits die Brust anschwellen lässt. Das Riffing ist sagenhaft – die Verbindung von blackmetaltypischen Arragements mit Passagen, die sich durch Heavy Metal Riffing auszeichnen, gelang selten so gut. Die ganze Band spielt einfach perfekt zusammen. Die häufigen Akustikpassagen sind entweder eher kurz, als Überleitung zwischen den harten Metalparts oder es sind reine Akustikstücke („Rise of the Taliesin“ und das Instrumental „Serenade to a dream“). Die CD beginnt mit drei Folk/Black Metal Bomben, die allein schon den Kauf der CD rechtfertigen – absolute Killer die sogar bei mir als Bang-Muffel die Kopfschleudermaschine einschalten. Man kann einfach nicht ruhig sitzen, die Musik klingt nicht gestellt oder konstruiert sondern aus dem Herzen mit viel Spielfreude herausgespielt. Danach gönnt uns die Band eine kleine Pause und das akustische „Rise of the Taliesin“ mit traumhaften cleanen Gesang und sehr schönem Keyboardeinsatz lässt den Hörer in einer keltischen Klangwelt schwelgen. Dann kommen zwei weitere Bomben (und damit ich nicht schon wieder die selben Lobhudeleien loslasse erwähne ich an dieser Stelle mal die fantastische Produktion, Dank der das durchaus recht hektische und vielschichtige Treiben an keiner Stelle zu einem Soundbrei gerät sondern immer glasklar mitzuverfolgen ist). „Serenade to a dream“ sollte nun die Folk Fans, die sich an der (black)metallastigen Grundstimmung der CD stören, davon überzeugen, daß sie zugreifen müssen: das nur 2:40 min lange Instrumental (Unglaubliche Akustikgitarrenarbeit und angenehmer Keyboardeinsatz) wird noch lange im Kopf kreisen und stellt für mich trotz der Metalbomben den eigentlichen Höhepunkt auf der CD dar. Den Abschluss bildet nun „The Arcane Spell“, der nocheinmal alle Trademarks der Band perfekt zusammenfasst. Als Bonustrack gibt es dann noch ein Cover zu hören: ich weiß, Cover sind nicht jedermans Sache, aber was Suidakra da aus dem Skyclad Klassiker „The one piece puzzle“ gemacht haben zeigt, wie stark die Band ist. Stimmungsvolles Drumming, die einsetzenden Riffs sorgen dafür, daß ich mir den Kopf am Schreibtisch einschlage, weil ich automatisch mitgehen muss. Kurz, das Lied erweist sich als Verbesserung des Orginals auf jeder Ebene und entlässt den (Folk) Metal Fan breit grinsend in den Alltag – danke Suidakra! Ich persönlich bin nicht wirklich überzeugt von den letzten drei Alben der Band (auch wenn „Caledonia“ wieder mehr nette Momente hatte), ich hoffe aber, daß die metalhörenden Leser, die die Band bisher nur von diesen neuen Alben kennen oder noch nie Suidakra gehört haben, davon überzeugt wurden, „The Arcanum“ anzuhören – es lohnt sich, es lohnt sich definitiv und in jeder Minute der CD. Und nun mach'dich bereit Schreibtisch – ich hör die CD gleich nochmal an.