Scott Sturgis selbst (vielen wohl auch bekannt durch sein Nebenprojekt Pain Station) bezeichnet die zweite CD seines Converter-Projektes liebevoll als „Toxic Candy“ – also giftige Süßigkeit. Schon diese Eigenbeschreibung deutet darauf hin, was den Hörer erwartet: etwas, das einerseits süchtig machen kann, andererseits aber auch eine gewisse Gefahr in sich birgt. Bereits im September des Jahres 2000 erschienen, zeigt sich Blast Furnace auch heute noch als äußerst beeindruckendes Release an der Noise-Front und als logische Weiterentwicklung des 1999er Debüts Shock Front.
Die Musik von Converter lässt sich schwerlich in einfache Schubladen packen. Man könnte sie im weiten Feld von Noise, Electro und Industrial verorten, aber das würde nur einen Teil des Ganzen erfassen. Während viele Veröffentlichungen dieser Szene nach wenigen Minuten in repetitiven Strukturen versanden, gelingt es Sturgis, fast jeden einzelnen Track mit einem eigenen Charakter und einer eigenen Handschrift auszustatten. Mal dominieren gnadenlos treibende Rhythmen, mal sind es zersplitterte Beats und harsche Klangflächen, die den Hörer förmlich überrollen. Und zwischendurch findet man immer wieder Momente, die fast schon meditativen Charakter haben – wenn auch stets mit einem gewissen Maß an Bedrohlichkeit.
Ein Paradebeispiel für Sturgis’ Klangkreativität ist „Red Crystal“. Dieser Track klingt für mich jedes Mal so, als hätte jemand ein uraltes Modem genommen, auf volle Lautstärke gedreht und es dann mit einer Kreissäge traktiert. Ein chaotisches, schmerzhaftes, aber faszinierendes Stück, das mich immer wieder zum Schmunzeln bringt, weil es trotz all der Aggression unglaublich clever arrangiert ist. Dem gegenüber stehen Stücke wie „Unreal“ oder „Dust“, die weitaus ruhiger ausfallen. Sie zeigen, dass Converter nicht nur brachial Krach erzeugen kann, sondern auch ein Gespür für subtilere, düstere Stimmungen besitzt. Gerade diese Balance macht Blast Furnace zu einem Album, das man nicht einfach nebenbei hören kann – es fordert Aufmerksamkeit, belohnt dafür aber mit einer erstaunlichen Vielschichtigkeit.
Natürlich ist nicht alles perfekt. Einer der wenigen Schwachpunkte liegt meiner Meinung nach weniger in der Musik, sondern vielmehr im optischen Rahmen: Das Cover-Artwork fällt eher schlicht und karg aus. Minimalismus kann zwar durchaus ein künstlerisches Statement sein, doch im Vergleich zum visuell starken Vorgänger Shock Front wirkt Blast Furnace fast ein wenig ideenlos. Möglicherweise hatte das Label Ant-Zen hier schlicht keine zündende Idee mehr oder wollte bewusst auf eine Reduktion setzen. Doch am Ende gilt: Musik schlägt Verpackung – und musikalisch gibt es an diesem Album wirklich nur wenig auszusetzen.
Alles in allem ist Blast Furnace für mich ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Noise-Industrial, weil es die rohe Energie des Genres mit handwerklicher Präzision und einer ungewohnten Vielfalt verbindet. Scott Sturgis beweist eindrucksvoll, dass Industrial Noise nicht nur aus endlosem Krach bestehen muss, sondern mit Struktur, Ideenreichtum und einem Hauch von Ironie zu einem echten Erlebnis werden kann. Und genau deshalb lege ich das Album auch heute noch immer wieder gerne auf – auch wenn es mir manchmal die Lautsprecher fast zerreißt.
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