Es gibt Bands die altern wie ein rostiger Fleischwolf auf Speed – gefährlich, laut und mit einer klaren Botschaft: „Ich bin noch da, verdammt nochmal!“ Suicide Commando gehört da definitiv dazu! Hinter dem martialischen Namen steht niemand Geringeres als Johan Van Roy – belgischer EBM-Pionier, der uns seit über drei Jahrzehnten mit seiner Musik auf den Tanzflächen den Todesstoß versetzt. Wer je in dunklen Clubs der 2000er versunken ist, kennt den Sound: aggressiv, kompromisslos, ein elektronischer Faustschlag ins Gesicht der Beliebigkeit.
Doch was macht man als Szene-Veteran nach über 30 Jahren? Man blickt natürlich zurück – aber nicht sentimental, sondern mit einem Kinnhaken in die eigene Vergangenheit. Mit der neuen EP 'Final Stage' gräbt Suicide Commando sechs Stücke aus seiner Anfangszeit aus, genauer gesagt aus dem 1994er Album 'Critical Stage', das damals eher nach kompromittierter Soundkarte als nach Studioqualität klang – aber genau das machte seinen Charme aus. Dazu gesellt sich 'De Weg', die erste jemals aufgenommene Suicide Commando-Nummer – auf Niederländisch! Johan hat sich also nicht nur musikalisch, sondern auch sprachlich nackig gemacht.
Aber keine Sorge: 'Final Stage' ist kein nostalgischer Kaffeeklatsch. Die Tracks sind keine simplen Remixe, sondern Neuinterpretationen mit 2025er Wumms. So klingen sie heute: lauter, fetter, böser. Das Grundgefühl – der rohe Zorn, die kalte Verzweiflung, der Hauch von Krankenhauslicht – bleibt, aber die Produktion ist so messerscharf wie eine frisch desinfizierte Skalpellklinge. Jeder Track atmet dieselbe nihilistische Atmosphäre wie damals, nur eben durch die moderne Klangästhetik gejagt.
Der Opener 'Where Do We Go From Here? [Final Stage]' macht direkt klar, dass hier niemand nach Kuscheleinheiten sucht. Der Bass ist so tief, dass er vermutlich irgendwo in der Erdkruste mitschwingt, die Vocals kommen wie ein digitaler Dämon über den Äther geschrien. 'H.I.V.+ [Disease Disease]' ist genauso unbarmherzig wie der Titel vermuten lässt – Van Roy war nie der Typ für zarte Metaphern. Besonders spannend: 'De Weg' wirkt im Kontrast fast verletzlich – nicht wegen der Sprache, sondern weil man hier einen noch jungen, rohen Suicide Commando spürt. Eine rare Perle, fast schon historisches Material.
Der Humor bleibt natürlich draußen – das war schon immer so. Wer bei Suicide Commando auf Ironie wartet, kann genauso gut im Krematorium nach einem Eis fragen. Aber gerade das macht es aus: Diese Musik ist ernst, hart, kompromisslos. Und sie ist in ihrer Schlichtheit wirkungsvoller als so mancher moderne Electro-Produzent, der sich hinter 38 Plug-ins und 12 Vocal-Features versteckt. Was bleibt also nach sechs Tracks? Zum einen ein blutverschmiertes Lächeln. Zum anderen die Erkenntnis: Suicide Commando hat es nicht nötig, sich neu zu erfinden. Er muss nur laut genug daran erinnern, warum er seit den 90ern als Gallionsfigur des Harsh EBM gilt.
Und ganz ehrlich: Wenn 'Final Stage' ein Ausblick auf zukünftige Releases ist, dann brauchen wir keine neuen Ideen – wir brauchen einfach nur mehr davon. Fazit: 'Final Stage' ist wie eine Schocktherapie aus der Vergangenheit – elektrisch geladen, klinisch steril und doch voller dunkler Emotion. Wer mit dem Sound der frühen 90er aufgewachsen ist oder endlich mal hören will, wie echter, ungeschönter Electro heute klingen kann, ohne sich anzubiedern – der wird hier voll bedient. Für Fans ein Pflichtkauf. Für Neulinge ein Faustschlag zur Orientierung. Für alle anderen: Ohrenstöpsel rein oder Tanzen lernen – aber bitte mit Haltung.
Suicide Commando - Final Stage

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